Die wirtschaftliche Situation des Landes hat sich zuletzt verschlechtert. Das Wachstum lag 2018 unter 1%. Die angespannte Situation setzt sich im laufenden Jahr fort. Im ersten Quartal 2019 ging das BIP um 3,2% zurück. Das ist das schlechteste Ergebnis seit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008.

Im Mai 2019 wurde das südafrikanische Parlament neu gewählt. Der amtierende Präsident, Cyril Ramaphosa, wurde im Amt bestätigt und steht vor schweren Aufgaben. Anfang 2019 ging die Wirtschaftsleistung des Landes so stark zurück wie seit der Finanz- und Wirtschaftskrise nicht mehr. Für Exporteure steigt damit die Gefahr von Forderungsausfällen.

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Bei den jüngsten Wahlen in Südafrika Anfang Mai erzielte der als unternehmensfreundlich geltende Cyril Ramaphosa mit seiner Partei African National Congress (ANC) mit 58% der gewählten Stimmen eines der schlechtesten Ergebnisse seit Ende des Apartheidregimes. 2014 lag das Ergebnis noch 4 Prozentpunkte höher. Trotz der Verluste stellt der ANC aber die absolute Mehrheit im Parlament. Dank dieser Mehrheit kann Präsident Ramaphosa weiterregieren.

Viele Problemfelder

Südafrika kämpft seit Jahren mit zahlreichen Problemen, die die wirtschaftliche Entwicklung des Landes hemmen. Dazu gehören immer wieder neue Korruptionsskandale, eine hohe Arbeitslosigkeit sowie anhaltende große soziale Probleme. Zudem herrscht trotz der hohen Arbeitslosigkeit ein Fachkräftemangel, was die südafrikanische Republik für ausländische Investoren weniger attraktiv gestaltet.

Wirtschaftswachstum unter 1%

Die wirtschaftliche Situation des Landes hat sich zuletzt verschlechtert. Das Wachstum lag 2018 unter 1%. Die angespannte Situation setzt sich im laufenden Jahr fort. Im ersten Quartal 2019 ging das BIP um 3,2% zurück. Das ist das schlechteste Ergebnis seit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008.

Die Gründe dafür sind vielschichtig. Unter anderem trug eine gewisse politische Unsicherheit im Vorfeld der Wahl im Mai dazu bei. Darüber hinaus gibt es Probleme in der Elektrizitätsversorgung. Der größte staatliche Energieversorger Eskom verzeichnet erhebliche Engpässe in der Stromversorgung des Landes, die sich negativ auf die Leistung der ortsansässigen Unternehmen auswirken. Der Versorger kämpft zudem mit korrupten Strukturen und einem ausgeprägten Missmanagement, was sich wiederum auf die zunehmende Verschuldung des Unternehmens und damit des Staates auswirkt. Die Staatsschulden verdoppelten sich 2018 von 26% auf 57% des Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Starker Anstieg der Insolvenzen

Strengere Arbeitsmarktregulierungen und die anhaltend hohe Frequenz von Streiks wirken sich negativ auf die südafrikanischen Unternehmen aus – insbesondere auf das verarbeitende Gewerbe, die Landwirtschaft und den Bergbau. Die häufigen Arbeitsniederlegungen schrecken immer häufiger auch Investoren ab.

Atradius stuft die wirtschaftliche Situation des Landes als fragil ein. Die Ökonomen des Kreditversicherers gehen von einem Wachstum von nur 0,6% für 2019 aus. Dieses verhaltene Wachstum hängt eng mit den bereits genannten Problemen zusammen. Kurzfristig gesehen, gibt es nur wenig Impulse, die das Wachstum antreiben können. Belastend wirken auch das gedämpfte Verbrauchervertrauen und die geringeren Ausgaben der privaten Haushalte, die sich besonders negativ auf die Konsumgüterindustrie auswirken. Atradius rechnet mit höheren Risiken für Forderungsausfälle bei Exporten in das Land. Laut der staatlichen südafrikanischen Statistikbehörde stiegen die Insolvenzen allein zwischen März 2018 und März 2019 um 30%. Atradius geht davon aus, dass sich die Zahl der Firmenpleiten noch weiter erhöhen wird.

Abhängigkeit von Investmentgradebewertungen

Eine der vielen Herausforderungen Südafrikas ist das hohe Leistungsbilanzdefizit. Das Land ist stark von ausländischen Kapitalzuflüssen abhängig, vor allem von Portfolioinvestitionen, verfügt seit 2017 jedoch nur noch über einen Investmentgrade der Ratingagentur Moody’s. Der anhaltende Kapitalbedarf macht den Südafrikanischen Rand anfällig für Stimmungsänderungen der Anleger. In der Vergangenheit war der Rand eine sehr volatile Währung, und alle Kapitalabflüsse, die durch politische oder wirtschaftliche Unsicherheiten, eine Straffung der US-Geldpolitik oder einen zunehmenden Protektionismus ausgelöst werden, setzen die Währung leicht unter Druck. Vor diesem Hintergrund ist es ein hoher Unsicherheitsfaktor für die südafrikanische Volkswirtschaft, ob auch Moody’s sein Investmentgraderating für das Land zurücknimmt. Neben der Beibehaltung des Investmentgrades ist es notwendig, eine positive und hohe Zinsdifferenz zu den USA aufrechtzuerhalten, um die Zuflüsse von Portfolioinvestitionen zu unterstützen. Es wird erwartet, dass die US-Notenbank ihren aktuellen Leitzins vorerst beibehalten bzw. sogar senken wird. Das wiederum gibt der südafrikanischen Zentralbank einen gewissen Spielraum, den Zinssatz zu senken (derzeit liegt er bei 6,75%), aber dieser Spielraum ist aufgrund des schwachen Südafrikanischen Rand recht begrenzt.

Korruptionsbekämpfung steht ganz oben auf der Agenda

Korruptionsfälle wie bei Eskom konnten sich unter dem früheren Präsidenten Jacob Zuma ungestört ereignen. Will das Land wirtschaftlich auf die Beine kommen, muss es das Problem ernsthaft angehen. Erst in den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob Cyril Ramaphosa wie angekündigt die notwendigen Reformen umsetzen kann und wie effektiv sie tatsächlich sind.

Deutsche Exporteure sollten vor diesem Hintergrund nicht nur regelmäßig die Bonität ihrer südafrikanischen Geschäftspartner im Auge behalten, sondern sich auch genauestens über ihre Abnehmer informieren, wenn sie mit dem südafrikanischen Land Geschäfte machen. So können sie negative Entwicklungen direkt antizipieren und rechtzeitig geeignete Maßnahmen treffen.

Weitere Informationen finden Sie auf www.atradius.de.

andreas.tesch@atradius.com

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