Seit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten prägen wachsende Unsicherheiten den transatlantischen Handel. Da liegen die Frage nach Alternativen und ein Blick nach Asien nahe. China, Japan und Südkorea, die drei größten Exportdestinationen Deutschlands in der Region, zeigen jedoch aktuell viele Risiken. Nicht zuletzt, weil sich auch dort die Unsicherheit über den Kurs der USA nach dem Ausstieg aus dem transpazifischen Abkommen TPP erhöht.

Von Andreas Tesch, Chief Market Officer, Atradius Kreditversicherung

Beitrag als PDF (Download)

China verliert an Schwung

Zu den risikoreicheren Exportmärkten gehört China. Das viertgrößte Abnehmerland der deutschen Exportwirtschaft verliert aktuell weiter an Schwung: Chinas BIP-Wachstumsraten haben sich in den vergangenen Jahren stetig abgeschwächt, von fast 8% im Jahr 2013 auf voraussichtlich 6,4% in diesem Jahr. Damit einher ging eine deutliche Zunahme der Verschuldung von Staat, Unternehmen und Privathaushalten: Von 150% des BIP im Jahr 2008 stieg diese bis 2016 auf mehr als 250% des BIP. Das mit diesen Schulden finanzierte Wirtschaftswachstum konzentriert sich hauptsächlich auf Bau- und In-frastrukturprojekte, so dass dort eine Überhitzung droht.

Die von der Regierung eingeleiteten Gegenmaßnahmen könnten den Immobiliensektor unter Druck setzen. Auch in anderen zyklischen Sektoren wie Stahl, Metall und Papier sind die Aussichten negativ. Hier ist ebenso wie in vielen weiteren Industriezweigen mit einer Zu-nahme der Zahlungsdauer offener Rechnungen sowie der Insolvenzen zu rechnen. Zudem gilt es beim Handel mit China einige Besonderheiten zu beachten. Wichtige Tipps hierzu gibt die Publikation „Erfolgreich exportieren nach China“.

Weiterhin gedämpfte Aussichten in Japan

In Japan, dem nach China zweitgrößten asiatischen Handelspartner Deutschlands, setzt sich das schwache Wirtschaftswachstum auch im laufenden Jahr fort. Trotz massiver Konjunkturspritzen seitens der japanischen Regierung sowie der Notenbank kommt das BIP-Wachstum 2017 voraussichtlich nicht über einen Wert von 0,7% hinaus. Zunehmende Belastungen ergeben sich für die japanische Volkswirtschaft aus der massiven Staatsverschuldung, die mittlerweile mehr als 230% des BIP beträgt, und durch den starren Arbeitsmarkt. Für die meisten Branchen schlagen sich diese Fundamentaldaten in verhaltenen Wachstumsaussichten nieder. Die von der US-Regierung Ende Januar verkündete Aussetzung des Transpazifischen Freihandelsabkommens TPP dürfte der exportorientierten japanischen Automobilindustrie zusätzlich Wachstumspotentiale nehmen.

Südkoreas Wachstum am Tropf von China

Südkorea ist der drittgrößte asiatische Handelspartner Deutschlands. Das Land ist mit einem Gesamtexportanteil von 26% stark abhängig von China, doch dort ging die Nachfrage nach Autos und elek-tronischen Bauteilen deutlich zurück, was sich negativ auf das Wachstum auswirkt. So wird voraussichtlich im dritten Jahr in Folge das BIP Südkoreas um weniger als 3% zunehmen, da der Binnenkonsum die fehlende externe Nachfrage nicht ausgleichen kann. Hinzu kommt die aktuelle Regierungskrise, die mit der einstweiligen Absetzung von Präsidentin Park Geun-hye ihren Höhepunkt fand und das Land derzeit politisch lähmt. Für stark konjunkturabhängige Branchen wie den Bausektor, die Stahl- und Metallindustrie, aber auch die Elektro- und Maschinenbaubranche sind die Wirtschafts- und Insolvenzaussichten negativ bis verhalten.

Der Handel mit diesen Ländern birgt neben konjunkturellen auch finanzielle Risiken. Eine Absicherung gegen Forderungsausfall sollte in jedem Fall mit einkalkuliert werden.

Weitere Informationen finden Sie im aktuellen Country Report von Atradius zur Region Asien-Pazifik.

Kontakt: andreas.tesch@atradius.com

Aktuelle Beiträge

Cookie-Einwilligung mit Real Cookie Banner