Man muss Google ja nicht alles nachmachen. Auch wenn der behutsame Rückzug des Suchmaschinengiganten vom chinesischen Markt sicher mutig und konsequent war und somit Respekt verdient, so gilt für ausländische Unternehmen nach wie vor: Am Wachstumsmarkt Nummer 1 in Asien kommt keiner vorbei. Der erste Schritt in Wachstumsmärkte wie China oder Indien ist ein Wagnis, doch er ist gerade jetzt sinnvoll und kann gelingen.

Von Wolfgang Lenarz, Geschäftsbereichsleiter Auslandsmessen, Deutsche Messe AG

Der Streit zwischen Google und der chinesischen Regierung ist inzwischen beigelegt, Google erhält eine neue Lizenz und bleibt in China. Und dies zu Recht: Das Klima für Investoren ist so günstig wie lange nicht mehr. In einer aktuellen Analyse der deutschen Wirtschaftsförderungsgesellschaft Germany Trade & Invest (GTAI) werden vor allem die starke Investitionstätigkeit und der stabile Konsum hervorgehoben, die für große Absatzmöglichkeiten sorgen. Außerdem steht China nicht unter dem Einfluss einer Bankenkrise, sondern hat eine hohe Liquidität im Weltmarkt und ein vergleichsweise geringes Haushaltsdefizit.

Weitere Vorteile, von denen deutsche Unternehmen profitieren könnten, sind der fortschreitende Ausbau der Infrastruktur, die ambitionierten Investitionsprogramme sowie die China-ASEAN-Freihandelszone. Da verwundert es nicht, dass auch die Direktinvestitionen aus dem Ausland im ersten Quartal 2010 wieder um 7,7% zulegten – und das nach einem Rückgang von 3,6% im voran­gegangenen Jahr. Die Zeichen in China stehen also wieder auf Wachstum – deshalb lohnt sich gerade jetzt der Schritt in den Wachstumsmarkt, insbesondere für Unternehmen aus dem Mittelstand.

Trotzdem haben viele Unternehmen noch Angst: Denn neue Absatzmärkte im Ausland zu erschließen ist gerade für kleine und mittelständische Unternehmen nicht leicht. Ihnen fehlen die Kontakte, das ­Wissen um lokale Besonderheiten, sie scheuen den bürokratischen und orga­nisatorischen Aufwand. Sie fürchten den Innovationsklau und manchmal auch ganz banale Probleme beim interkulturellen Dialog mit asiatischen Geschäfts­leuten. Und das ist nicht ganz unbegründet, schließlich bieten gerade asiatische Kulturen eine ganze Reihe von Fettnäpfchen – vom abgelehnten Trinkspruch beim Geschäftsessen bis zum einhändigen Überreichen der Visitenkarte. Auf der anderen Seite wissen die Unternehmen, dass Geschäfte in lokalen Märkten gemacht werden – schließlich gilt: „Every business is local business“. Gebraucht werden daher Türöffner für neue Märkte, die diese Unterschiede nicht zerstören, sondern für einen natürlichen Dialog behutsam nivellieren.

Genau diese Funktion bieten die weltweiten Messen der Deutschen Messe – und zwar in den wichtigsten Wachstumsregionen dieser Welt. Sie vereinfachen den internationalen Kontakt von Handelspartnern und sind Plattformen, auf denen die Komplexität eines neuen Marktes verständlich wird. Sie machen weltweite Angebote direkt vergleichbar. Sie sind Foren für den fachlichen Dialog.

Der Messeauftritt im Ausland ist der Türöffner für Unternehmen, darum spielt die Auswahl der richtigen Veranstaltung eine entscheidende Rolle. Dabei darf man sich ruhig von einem ganz einfachen Kriterium leiten lassen: Ist die Messe bekannt oder nicht? Denn die Bekanntheit einer Messemarke ist fast immer ein Indiz für Seriosität. So profitiert zum Beispiel eine Derivatmesse wie die CeMAT ASIA zu Recht vom Bekanntheitsgrad und der Zugkraft einer CeMAT in Hannover. Für diese Internationalisierung unserer Messemarken sind wir seit langem mit unseren eigenen Tochtergesellschaften in den weltweiten Wachstumsmärkten vor Ort.

Seit 1992 ist die Deutsche Messe AG in China mit eigenen Messen präsent. 1999 gründete die Deutsche Messe eine Tochtergesell­schaft in Schanghai, die Hannover Fairs Shanghai Ltd., um den Aufbau eigener Messen in China voran­zutreiben. 2001 eröffneten wir mit unseren Kooperationspartnern das größte Messegelände Chinas in der Sonderwirtschaftszone Pudong: das Shanghai New International Expo Centre (SNIEC). Derzeit umfasst das Gelände elf Messehallen mit 126.500 qm Ausstellungsfläche. Ende 2010 soll der Vollausbau mit rund 200.000 qm Hallenfläche erreicht sein.

Allein 2009 wurden mehr als 70 Veran­staltungen auf dem SNIEC-Gelände durchgeführt. Dazu zählen Messen wie CeMAT ASIA (Intralogistik), PTC ASIA (Antriebs- und Fluidtechnik), ENERGY Show (Energietechnik), Metalworking and CNC Machine Tool Show (Werkzeugmaschinentechnik), WoodMac CHINA (Holz- und Forstwirt­schaft) oder DOMOTEXT asia/CHINAFLOOR (Bodenbeläge) – um nur einige wichtige Messen zu nennen.

Unternehmen, die über solche Messen den Weg in den Wachstumsmarkt finden, profitieren vom geringen Risiko. Denn als Veranstalter bieten wir unseren Kunden einen gleichbleibend hohen Messe­standard und damit weltweit effiziente Marketingplattformen. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen freuen sich darüber, wenn sie für eine Messe in Schanghai einen kompetenten An-sprechpartner haben, wenn sie darauf vertrauen können, vor Ort Messehallen vorzufinden, in denen sie sich schnell zurechtfinden und sofort startklar sind. Deshalb installieren wir weltweit vergleichbare Standards.

Außerdem helfen wir mit kompletten Messepaketen bei allen Fragen rund um den Messeauftritt – von A wie Anreise über den Standbau bis Z wie Zollbestimmungen. Durch mehr als 150 Mitarbeiter, die für die Deutsche Messe im Ausland tätig sind, ist eine erfolgreiche Betreuung gewährleistet. Sie alle kennen beide Welten: das lokale Business und die Ansprüche internationaler Aussteller. So verschaffen wir unseren Kunden im Ausland einen klaren Heimvorteil.

Diesen Heimvorteil nutzen unsere Kunden auch in anderen Wachstumsmärkten der Welt. Ganz vorne mit dabei ist zurzeit Indien. Denn unsere Kunden wollen von der Dynamik des indischen Marktes profitieren – mehr denn je. Und das aus gutem Grund: Indiens Konjunkturmotor gewinnt wieder an Fahrt. Für das Wirtschaftsjahr 2010/2011 rechnen die Experten der GTAI mit einem Wachstum jenseits der 8%-Marke.

Was die Chancen vieler ausländischer Unternehmen konkret beflügelt, ist vor allem der Modernisierungsbedarf in der Industrie. Auch das große Entwicklungspotential in der Infrastruktur bietet ausländischen Unternehmen große Beteiligungschancen. Und nicht zuletzt für den Export deutscher Waren nach Indien ist die Lage positiv: Im März 2010 legten die Einfuhren um 67% gegenüber März 2009 zu – jedenfalls auf Berechnungsbasis des US-Dollar, doch auch in Rupien gemessen, beträgt das Wachstum noch beeindruckende 48%. Zugegeben: Dieses Wachstum ist auch dem schwachen Vorjahr geschuldet, trotzdem ist es mit rund 7 Mrd US$ durchaus als Signal des nachhaltigen Aufschwungs zu interpretieren. Und der wird anhalten: Experten prognostizieren, dass Indiens Importe im Wirtschaftsjahr 2010/2011 um 12,5% und die Exporte um 15,0% steigen werden – und der Handel damit wieder das Niveau aus den Zeiten vor der Weltwirtschaftskrise erreichen wird.

Für Unternehmen, die von diesen guten Aussichten profitieren wollen, fungieren wir als Brückenbauer in diesen Wachstumsmarkt. So veranstalten wir in Indien zum Beispiel die CeMAT INDIA (Intralogistik), die MDA INDIA (Antriebstechnik und Automation) und die Industrial Automa-tion INDIA (Fertigungs- und Prozessautomation, Gebäudeauto­mation), die ENERGY India (Energytechnik) sowie die Baufachmesse BuildArch.

Gemeinsam mit der Fiera Milano betreiben wir das neue Messezentrum Bangalore International Expo Centre (BIEC). Im Endausbau wird das BIEC eine Hallenfläche von rund 40.000 qm und ein Kongressgebäude mit 5.000 qm umfassen.

Insofern bieten Indien und China gerade jetzt solide Chancen, in einem an Fahrt gewinnenden Wachstumsmarkt frühzeitig Fuß zu fassen. Und unsere Messen ­sorgen dafür, dass aus diesem Fußfassen der erste Schritt auf einem erfolgreichen Weg wird.

Kontakt: Wolfgang.Lenarz[at]messe.de

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