Für die Exporte der deutschen Maschinenbaubranche sind die aufstrebenden Länder im Südosten Europas ein Wachstumsmotor.
Gerade im Maschinenbau ist es wichtig, nicht nur Investitionsgüter zu liefern, sondern auch im Exportland die schnelle Versorgung mit Ersatzteilen sicherzustellen. Bei der Finanzierung von Ersatzteillagern bei den Vertriebs- und Servicepartnern kann Finetrading als Finanzierungsinstrument für beide Seiten Vorteile bringen.

Von Dirk Oliver Haller, CEO, Deutsche Finetrading AG

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Die Maschinenbaubranche ist in Deutschland nicht nur einer der wichtigsten Jobmotoren, sondern bildet auch das Herz der deutschen Exportwirtschaft. In kaum einem anderen Wirtschaftssegment ist auch bei mittelständischen Unternehmen die Internationalisierung so ausgeprägt wie bei den Herstellern von Maschinen und Anlagen. Gerade in hochspezialisierten Marktnischen kommen viele Unternehmen auf einen Exportanteil, der 70% oder sogar noch mehr beträgt. Neben den klassischen Absatzmärkten in den be-nachbarten EU-Staaten oder den USA spielen auch die Staaten im Südosten Europas eine immer wichtigere Rolle im Exportmix des deutschen Maschinenbaus.

Rumänien als gefragter Partner des Maschinenbaus

So haben sich beispielsweise Abnehmer in Rumänien zu gefragten Geschäftspartnern für Maschinen- und Anlagenhersteller entwickelt. Lange Zeit war die Industrie in diesem Land vergleichsweise gering entwickelt, im Fokus stand der Standort Rumänien in erster Linie als verlängerte Werkbank mit günstigen Lohnkosten für westeuropäische Industriebetriebe. Doch nicht zuletzt dank üppiger EU-Fördermittel ist Rumänien auf einem guten Weg, eine eigenständige industrielle Struktur aufzubauen. Nach einer aktuellen Analyse des Außenwirtschaftszentrums Bayern ist seit 2007 die Lohnverarbeitung in Rumänien stark rückläufig, während die indus-triellen Sektoren in Infrastruktur-, Verkehrs-, Energie- und Umwelttechnik zunehmend an Bedeutung gewinnen – damit wird Rumänien als Abnehmerland für deutsche Maschinenbauerzeugnisse immer attraktiver.
Das belegen auch die Zahlen aus dem Gesamtjahr 2013: Mit einem Anteil von 15,4% an den gesamten deutschen Exporten nach Rumänien ist die Maschinen­baubranche unangefochtener Spitzen­reiter, gefolgt von der eng verwandten Elektroausrüstungsbranche mit 13,6% Exportanteil. Insgesamt wurden Maschinen und Elektroausrüstungen im Wert von knapp 2,8 Mrd EUR nach Rumänien ausgeführt.

Deutlich bescheidener, aber in der Entwicklung ebenfalls positiv liest sich die Statistik des Nachbarlandes Bulgarien. Mit 7,4 Millionen Einwohnern hat Bulgarien nur gut ein Drittel der Einwohnerzahl von Rumänien vorzuweisen, das Bruttoinlandsprodukt beträgt mit 53,5 Mrd USD sogar nur 28% der rumänischen Wirtschaftsleistung. Dennoch sind Maschinen „Made in Germany“ ein begehrtes Importgut: Jede vierte nach Bulgarien importierte Maschine stammt aus Deutschland. Auch hier dürften die europäischen Fördermittel einen nachhaltigen Einfluss auf die Nachfrage nach Investitionsgütern ausüben. Aktuell laufen EU-Förderprojekte von 2014 bis 2020, die sich zum Ziel gesetzt haben, Bulgarien beim Aufbau der Infrastruktur sowie des Produktions- und Dienstleistungssektors zu unterstützen.

Türkei mit langjähriger ­Wachstumsgeschichte

Beeindruckende Wachstumszahlen kann schon seit längerem die türkische Wirtschaft vorlegen: Von 2004 bis 2013 betrug das durchschnittliche jährliche Wirtschaftswachstum 4,9%. Zwar hat sich die Wachstumskurve in den vergangenen beiden Jahren etwas abgeschwächt, doch der mittel- bis langfristige Trend zeigt immer noch nach oben. Ungebrochen ist dabei der qualitative Wandel in der Industrie: Galt vor einigen Jahren noch die Textilwirtschaft als Motor des produzierenden Gewerbes in der Türkei, stehen heute die Automobil- und Zulieferbetriebe an der Spitze der türkischen Wirtschaft. Auch weitere industrielle Sektoren haben sich mittlerweile zu tragenden Säulen der Wirtschaft entwickelt. Erst vor kurzem ließ sich ein Topmanager des US-Technologiekonzerns General Electric mit der Aussage zitieren, dass er im türkischen Energiesektor, besonders bei der Nutzung erneuerbarer Energieträger, besonders starke Wachstumspotentiale sehe.

Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) konstatiert ebenfalls eine Verschiebung der Märkte, insbesondere beim Export in aufstrebende Länder. Die Exporte in die BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China verliefen im Jahr 2013 tendenziell negativ. Dagegen war die Türkei einer von lediglich zwei mittelgroßen Märken, in denen ein zweistelliges Wachstum der Maschinenexporte – nämlich 10,2% – verzeichnet werden konnte.

Maschinenexporteure brauchen Partner für die Ersatzteilversorgung

Vor diesem Hintergrund erscheint es für viele Maschinenbauunternehmen attraktiv, ihre Exportaktivitäten in die Märkte Südosteuropas zu forcieren. Je stärker die Industrialisierung voranschreitet, umso mehr wächst in den Zielländern auch der Bedarf an Produktionsanlagen und Maschinen. Dabei ist mit dem Verkauf und der Lieferung der vom Kunden bestellten Maschinen meist nur der erste Schritt getan. Denn: Gerade bei technisch komplexen Anlagen benötigen die Kunden vor Ort auch ein Servicenetzwerk und im Bedarfsfall eine schnelle Versorgung mit Ersatzteilen, damit bei einer Reparatur die Produktivität des Unternehmens nicht durch lange Stillstandzeiten beeinträchtigt wird.

Für mittelständische oder kleinere Maschinenbauunternehmen ist es in wirtschaftlicher Hinsicht jedoch oft nicht sinnvoll, in jedem Exportland eine eigene Niederlassung ins Leben zu rufen, weil damit ein hoher finanzieller und organisatorischer Aufwand verbunden ist. Viele Unternehmen suchen sich daher einen Generalvertreter vor Ort, der über einen eigenen Personalbestand an Servicemitarbeitern verfügt und auch ein eigenes Ersatzteillager unterhält, so dass die Kunden bei der Lieferung von Ersatzteilen nicht die langen Laufzeiten von Auslandssendungen in Kauf nehmen müssen.

Dabei stellt sich für den Importpartner vor Ort die Frage nach der Finanzierung. Weil es schwierig ist vorherzusagen, welche Ersatzteile zu welchem konkreten Zeitpunkt benötigt werden, muss die Zwischenlagerung entweder aus Eigen­mitteln oder über externe Fremdkapitalgeber finanziert werden. Hier bietet Finetrading als innovatives und bankenunabhängiges Finanzierungsinstrument Maschinenbauunternehmen die Möglichkeit, ihren Servicepartnern im Ausland die Lieferung und Lagerfinanzierung als Gesamtpaket aus einer Hand anzubieten.

Lagerfinanzierung mit Finetrading

Der Finetrading-Dienstleister schaltet sich zwischen Lieferant und Abnehmer ein, indem er die Waren vom Lieferanten erwirbt und sie direkt wieder an den Abnehmer veräußert. Während der Lieferant von seinem Finetrading-Partner sofort sein Geld erhält, wird dem Abnehmer ein Zahlungsziel gewährt, das bei Verbrauchsgütern bis zu sechs Monate und bei Investitionsgütern bis zu zwölf Monate betragen kann. Formal abgeschlossen wird der Vertrag zwischen dem Finetrader und dem Abnehmer.

Wichtigster Unterschied zum Factoring ist dabei, dass der Finetrading-Anbieter keine Forderung erwirbt, sondern den Status eines Zwischenhändlers hat. Darüber hinaus können Finetrading-Verträge sehr flexibel gestaltet werden. Die Finanzierung von einzelnen Lieferungen ist ebenso möglich wie die Einrichtung eines Finanzierungsrahmens, der den Kapitalbedarf für das gesamte Konsignations­lager abdeckt.

Für den Importeur im Zielland bringt dies den Vorteil, dass er für die Finanzierung des Ersatzteillagers von seinem Lieferanten ein maßgeschneidertes Konzept zur Verfügung gestellt bekommt, das ihn bei der Lagerfinanzierung unabhängig von der Hausbank macht. Dank des mehrmonatigen Zahlungsziels werden dabei die Zahlungen erst dann fällig, wenn aus der Veräußerung von Ersatzteilen Umsatzerlöse zu verzeichnen sind, aus denen dann die Zahlungen an den Finetrading-Dienstleister finanziert werden können.

Kontakt: info[at]deutsche-finetrading-ag.de

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