Die kalifornischen Häfen spielen eine essentielle Rolle für die Luftreinhaltung im Gütertransport, weil sie knapp die Hälfte aller in die USA gehenden Container umschlagen. Durch eine Anordnung des kalifornischen Gouverneurs wurden die Häfen explizit zur Einhaltung der selbstgesteckten Umweltvorgaben verpflichtet.

Kalifornien ist seit langem Vorreiter für Umweltschutz und erneuerbare Energien in den USA. So hat sich der Bundesstaat beispielsweise das ehrgeizige Ziel gesetzt, ab 2045 nur noch Ökostrom zu nutzen. 2015 gab die kalifornische Regierung zudem das Ziel aus, bis 2030 eine Minderung der Treibhausgase um 40% gegenüber 1990 erreichen zu wollen. Bis 2050 sollen die Emissionen um 80% niedriger liegen als im Vergleichsjahr.

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Da der Verkehr den größten Anteil an den Kohlendioxidemissionen hat, legt die lokale Regierung darauf einen besonderen Fokus. Personenverkehr sowie der Gütertransport sollen (nahezu) emissionsfrei werden. Die kalifornischen Häfen spielen dabei eine essentielle Rolle, weil sie knapp die Hälfte aller in die USA gehenden Container umschlagen. Durch eine Anordnung des kalifornischen Gouverneurs wurden die Häfen explizit zur Einhaltung der selbstgesteckten Umweltvorgaben verpflichtet.

Reduzierung der Luftemissionen

Die Häfen von Los Angeles, Long Beach und Oakland haben schon vor der offiziellen Anordnung Initiativen gestartet, um ihre Luftemissionen zu reduzieren. So verabschiedeten die Häfen von Los Angeles und Long Beach im Jahr 2011 die Zero Emissions Roadmap. Beide Häfen sind direkte Nachbarn in der San-Pedro-Bucht und gleichzeitig die meistfrequentierten Containerhäfen der USA. Bereits 2009 hatte der Hafen von Oakland, der drittwichtigste Hafen in Kalifornien, eine Initiative gestartet, die bis 2020 die Dieselemissionen um 85% verringern soll. Alle Häfen werden von der Hafenbehörde der jeweiligen Stadt betrieben. Wirtschaftlich treten sie als Konkurrenten auf und wickeln hauptsächlich den Handel mit Asien ab. Um die hafenbedingten Emissionen zu reduzieren, haben sie nun ihre Kräfte gebündelt.

Konkret setzte der gemeinsame Vorstoß bei den verschiedenen Beteiligten am Hafenbetrieb an, insbesondere bei Lastwagen, Containerschiffen, Frachtterminals, Hafenbooten und Eisenbahnen. So erlaubten die Hafenbetreiber nur noch sauberen Lastwagen die Einfahrt und verbannten ältere Exemplare vom Hafengelände. Containerschiffe mussten ihre Geschwindigkeit im Hafen reduzieren und saubereren Kraftstoff und effizientere (Hilfs-)Motoren verwenden. Betreiber von Frachtterminals wurden verpflichtet, schrittweise ihre Geräte zu erneuern; Betreiber von Hafenbooten sollten ihre Motoren gegen effizientere Modelle austauschen. Die ältesten Triebwerke der eingesetzten Eisenbahnen wurden ebenfalls ausgetauscht. Um die Modernisierungen zu finanzieren, können die beteiligten privaten Unternehmen auf öffentliche Fördermittel zurückgreifen und werden dabei von den Häfen unterstützt.

Seit der Verabschiedung dieser Vorgaben konnten beispielsweise in den Häfen von Los Angeles und Long Beach die Emissionen von Schwefeloxiden um 97%, von Dieselpartikeln um 87%, von Stickoxiden um 56% und von Treibhausgasen um 18% reduziert werden. Damit wurden die obengenannten numerischen Zielwerte fast erreicht. Trotz dieser bedeutenden Fortschritte streben beide Häfen weitere Verbesserungen hin zu einem emissionsfreien Warenhandel an. Dies wurde im vergangenen Jahr im „Clean Air Action Plan 2017 Update“ festgehalten. Es enthält die bis-her weitreichendsten Strategien und erfordert ein hohes Maß an Zusammenarbeit von der Transport- und Logistikbranche, den Regulierungsbehörden und anderer ­Stakeholder. Aufgrund der bisher erreichten Verbesserungen bei den Treibhausgasen legt das Update hierauf seinen Fokus. In diesem Jahr verabschiedete zudem der Hafen von Oakland den „Seaport Air Quality 2020 and Beyond Plan“, der ebenfalls das ambitionierte Ziel des emissionsfreien Warenhandels bis 2050 enthält.

Die Kohlendioxidemissionen in den Häfen Los Angeles, Long Beach und Oakland ­sollen u.a. durch folgende Maßnahmen gesenkt werden:

  • Beschleunigte Ausmusterung älterer Lastwagen durch Einführung einer Lkw-Quote für emissionsfreie Modelle, so dass 2035 nur noch emissionsfreie Lastwagen um die und auf den Hafengeländen fahren sollen. Brennstoffzellen, Elektromotoren und Hybridantriebe sind hierfür die Schlüsseltechnologien. Die Häfen von Los Angeles und Long Beach gehen für diese Initiative von einem Investitionsvolumen von mehr als 10 Mrd USD aus.
  • Vermeidung nahezu aller Emissionen von Containerschiffen, die am Liegeplatz ankern, bis 2030. Zusätzlich werden Anreize für Verbesserungen der Energieeffizienz durch den Einsatz saubererer Technologien geschaffen. Mit geschätzten 275 Mio USD sind die Kosten für diese Initiative die geringsten.
  • Verpflichtung der Terminalbetreiber, bei der Beschaffung von neuem Equipment emissionsfreie oder nahezu emissionsfreie Geräte zu kaufen, wenn dies möglich ist. Ermöglichen soll das eine elektrisch betriebene Terminalin-frastruktur. Des Weiteren sollen der Leerlauf der Terminals reduziert und Standards für die elektrische Ladein-frastruktur gesetzt werden. Die Investitionen dafür schätzen die Hafenbetreiber mit bis zu 5 Mrd USD ein.
  • Fokussierung des Austauschs der Mo-toren der Hafenboote hin zu umweltfreundlicheren Modellen. Außerdem werden hier die Betriebsabläufe überarbeitet, und es wird nach Möglichkeiten der Reduzierung von Wartezeiten gesucht. Dafür werden rund 500 Mio USD veranschlagt.
  • Verlegung von mehr Gütern auf die Schiene sowie weitere Elektrifizierung der Eisenbahnantriebe. Das soll um die 1,0 Mrd USD kosten.
  • Schiffe, die den Hafen anlaufen, sollen die letzten Meilen per Elektromotor zurücklegen.

Die erforderlichen Investitionen sollen wie bisher durch öffentliche Fördermittel sowie private Investitionen unterstützt werden.

Kalifornien ist Vorreiter

Auf politischer Ebene sind die Umweltvorgaben Kaliforniens der aktuellen Administration in Washington ein Dorn im Auge. Emissionsnormen werden in den USA grundsätzlich von der Environmental ­Protection Agency (EPA) auf Basis des nationalen Clean Air Acts überwacht.  Kalifornien in seiner Vorreiterrolle für Umweltschutz  konnte seit 1970 auf Basis eines Waivers eigene Umweltvorgaben, die strikter sind als der nationale Standard, durchsetzen. Diesen Sommer hat die EPA signalisiert, dass sie keine Rechtfertigung mehr für diese Ausnahmeregelung sieht und Kalifornien das Recht entziehen möchte, striktere Umweltstandards einzufordern, als der nationale Standard es vorsieht. Da Umweltschutz in Kalifornien eine lange Tradition hat, wird sich der Bundesstaat seinen lang etablierten Sonderstatus aber nicht wiederstandslos entziehen lassen.  Es bleibt daher spannend, wie sich dieser Konflikt fortentwickelt.

Unabhängig von der aktuellen politischen Diskussion sind die kalifornischen Häfen aber nach wie vor fest entschlossen, ihre begonnenen Initiativen zu „Zero Emission 2030“ fortzusetzen, und sehen sich hier als Vorbild für andere Häfen, nicht nur in den USA, sondern auch weltweit. Letztendlich versprechen sich die Häfen von ihrer Initiative Innovationen, die langfristig zu einer Effizienzsteigerung und Stärkung ihrer nachhaltigen Wettbewerbsposition beitragen.

Wir sehen daher gute Rahmenbedingungen für deutsche Unternehmen mit Technologien für Energieeffizienz und Umweltschutz,  sich dort zu positionieren. Die daraus erwachsenden Exportvorhaben werden Finanzierungsbedarfe nach sich ziehen, die von im amerikanischen Markt tätigen Banken, wie zum Beispiel der KfW IPEX-Bank, gerne begleitet werden.

bela.onken@kfw.de

www.kfw-ipex-bank.de

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