Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika haben während ihres Gipfeltreffens in Delhi im März 2012 vereinbart, künftig ­Handelsströme und finanzierungen auch in ihren jeweiligen nationalen Währungen abzuwickeln. Ihre Entwicklungs und Außenhandelsbanken haben dazu entsprechende Verträge abgeschlossen. Damit unterstreichen die BRICS-Staaten ihren Anspruch, eine größere Rolle im Welthandel zu spielen und ihre Währungen allmählich den „traditionellen“ Handelswährungen gleichzustellen.

Von Werner Schmidt, Leiter Structured Trade & Export Finance (STEF), Deutschland, Deutsche Bank AG

Nicht nur in den für die deutsche Exportwirtschaft wichtigen BRICS-Staaten sehen sich Exporteure in steigendem Maße dem Wunsch ihrer Abnehmer gegenüber, Lieferverträge in nationalen Währungen abzuschließen. Damit wird dem Exporteur naturgemäß das Währungsrisiko, das anderenfalls der Importeur tragen würde, aufgebürdet. Während die Risiken in den traditionellen Währungen vielleicht eher überschaubar sind, ist die Unwägbarkeit der Kursentwicklung in anderen Fremdwährungen i.d.R. um ein Vielfaches größer. Die Risiken werden jedoch nochmals ungleich größer, wenn der Importeur vom Lieferanten eine Finanzierung fordert. Diese Risiken spiegeln sich auch in den Kosten von Kurssicherungsinstrumenten wider – sofern sie überhaupt für langfristige Zahlungsziele verfügbar sind.

Aus Sicht der Importeure kann die traditionelle, langfristige Finanzierung in der Währung des Lieferanten zu erheblichen Belastungen aus dem Wechselkursrisiko führen und damit auch das Kreditrisiko für die lokale, finanzierende Bank des Importeurs erhöhen. Eine Absicherung des Wechselkursrisikos im Importeurland ist gerade in den aufstrebenden Ländern nur eingeschränkt und/oder zu sehr hohen Kosten möglich. Hinzu kommt, dass das lokale Bankensystem in vielen aufstrebenden Ländern keine langfristigen Finanzierungen in einer Fremdwährung zur Verfügung stellen kann; häufig sind selbst die Laufzeiten für Kredite in nationalen Währungen eingeschränkt und erlauben keine dem Investitionsvorhaben angemessenen Zahlungsprofile.

Für den Exporteur kann das Angebot, ein Produkt auch in nationaler Währung anzubieten und den Kaufpreis in dieser Währung ggf. langfristig zu finanzieren, damit manchmal der entscheidende Konkurrenzvorteil sein.

Die Euler Hermes Deutschland AG bietet als Mandatar des Bundes für die staatliche Exportkreditversicherung seit 2001 auch die Möglichkeit, Zahlungsziele in nicht-traditionellen Währungen zu decken (diese Währungen werden zur Unterscheidung von klassischen Handelswährungen als Lokalwährungen bezeichnet). Der Kreis der deckungsfähigen Währungen wird ständig erweitert, und Euler Hermes ist jederzeit bereit, die Indeckungnahme von Forderungen in weiteren Lokalwährungen zu prüfen. Bisher wurden Geschäfte in den BRICS-Währungen russischer Rubel, indische Rupie, südafrikanischer Rand sowie darüber hinaus in mexikanischen Peso und Taiwan-Dollar gedeckt. Nützliche Hinweise zum Procedere sind als „Hermesdeckungen Spezial – Deckung von Forderungen in Lokalwährung“ im März 2012 erschienen (siehe: agaportal.de/pdf/hds/hds_lokalwaehrung.pdf).

Lokalwährungsfinanzierungen, dargestellt von den Banken der Exporteure, sind für den Importeur, insbesondere in Ländern, deren Banken noch keine langfristigen Kredite anbieten, eine attraktive Alternative. In russischen Rubel sind derzeit z.B. Kreditlaufzeiten von sieben bis zehn Jahren darstellbar. Das Refinanzierungsrisiko, das russische Unternehmen durch die sonst übliche Aufnahme kurzfristiger Kredite tragen, wird ausgeschlossen. Über die lange Kreditlaufzeit ergibt sich für das Unternehmen eine hohe Planungssicherheit.

Durch die Einbindung einer Euler-Hermes-Finanzkreditdeckung können deutsche Banken auch eine Lokalwährungs-finanzierung zu attraktiven Endkonditionen anbieten, die häufig günstiger sind als vergleichbare Angebote lokaler Banken in den Bestellerländern. Die lange Kreditlaufzeit, günstige Konditionen, Planungssicherheit und Ausschaltung von Währungsrisiken ergeben zusammen ein hochinteressantes Paket, das der entscheidende Impuls für eine Bestellentscheidung sein kann.

Kontakt: werner.schmidt[at]db.com

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