Chinesische Unternehmen zeigen seit einiger Zeit verstärkt ihre weltweite Präsenz. Sie übernehmen Firmen und bauen Auslands­standorte gezielt auf. Deutschland hat für die chinesische „Going-global“-Strategie durchaus überzeugende Standortfaktoren. ­Internationale Bankpartner haben sich gezielt auf diese Entwicklung vorbereitet und passen kontinuierlich ihre umfassenden Aktivitäten in der Kundenbetreuung diesen sich verändernden Rahmenbedingungen an.

Von Ina Bandemer, Head of Global Network ­Banking (GNB) Germany, Deutsche Bank AG

Deutschland ist einer der attraktivsten Investitions­standorte für chinesische Unternehmen und wurde 2010 innerhalb der EU zum ersten Mal wichtigstes Zielland für Unternehmen aus dem Reich der Mitte. Für die kommenden Jahre plant die chinesische Regierung im Rahmen ihrer „Going-global“-Strategie große Investitionen in entwickelten Ländern.

Firmenübernahmen und der Aufbau von Auslandsstandorten sind ein Beispiel dafür, dass ein funktionierendes Zusammenspiel zwischen Unternehmen, die weltweit wachsen wollen, und global agierenden Banken ein sehr wichtiger Erfolgsfaktor ist. Das internationale Filialnetzwerk eines ausgewählten Bankpartners sowie der Fokus auf Transaction-Banking-Services werden zu einem bedeutenden Bestandteil einer erfolgreichen globalen Wachstumsgeschichte von Unternehmen mit weltweiten Expansionsabsichten. Dem konsequenten Auf- bzw. Ausbau eines konzerneinheitlichen, globalen Finanz- und Risikomanagements kommt eine immer größer werdende Bedeutung zu, und globale Treasury- und Accounting-Systeme sowie standardisierte Transaktionsplattformen werden mehr und mehr an Wichtigkeit gewinnen. Neue Zahlungsverkehrssysteme wie SEPA unterstützen diese Entwicklung entsprechend. Transparenz und Effizienz werden in den kommenden Jahren in stetig wachsenden komplexen Konzernstrukturen nicht mehr wegzudenken sein.

Chinesische internationale Unternehmen profitieren sehr stark von der weiteren Liberalisierung lokaler Devisenbestimmungen in China. So ist es mittlerweile möglich, die Finanzierung ausländischer Konzerngesellschaften flexibler zu gestalten und die Konzernliquidität insgesamt weltweit besser zu nutzen bzw. zu steuern. Aktuell erreicht der Handel mit der chinesischen Währung Renminbi außerhalb Chinas einen Gegenwert von rund 2 Mrd USD pro Tag. Damit hat sich das Handelsvolumen im Währungspaar USD/CNY innerhalb der letzten 15 Monate verdoppelt (Mai 2011: 1 Mrd USD). Das grenzüberschreitende CNY-Abwicklungsvolumen ist im ersten Halbjahr dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 42% auf 1,4 Mrd CNY gestiegen. Die Deutsche Bank wickelt über ihre Systeme zwischen 20% und 30% des weltweiten Handels in Renminbi (außerhalb Chinas) ab (Quelle: Deutsche Bank Kundenumfrage, August 2012).

Global agierende Banken mit internationalem Filialnetzwerk müssen dem Trend der wachsenden Internationalisierung von Unternehmen folgen. Ihre Struktur der weltweiten Firmenkundenbetreuung wird sich entsprechend der geänderten Nachfrage ebenfalls verändern. Sie werden sich auf die neuen Rahmenbedingungen einlassen und sich an diese anpassen, um eine langfristige Partnerschaft mit global expandierenden Unternehmen aufrechtzuerhalten bzw. zu festigen und auszubauen. Eine weltweit optimal abgestimmte Koordination zwischen dem globalen Firmenkundenbetreuer und/oder Produktspezialisten und den diversen lokalen Firmenkundenbetreuern und/oder Produktspezialisten zu gewähr­leisten ist zu einem entscheidenden Wett­bewerbsvorteil geworden. Zeitnahe Kommunikation und professionelle ­Zusammenarbeit, verbunden mit ent­sprechender Nähe zum Kunden – global wie lokal –, ist in diesem Geschäft das Geheimnis des Erfolges. Globale Netzwerkbanken, die im jeweiligen Land oft bereits seit Jahren ein Firmenkundengeschäft mit vollständiger technischer und kultureller Integration anbieten, haben hierdurch einen deutlichen Vorteil und werden ihre Zusammenarbeit mit expandierenden internationalen Konzernen weiter festigen können.

Nicht nur die Konzernobergesellschaft eines global agierenden Unternehmens, sondern auch die lokalen Treasurer in den jeweiligen Landesgesellschaften erwarten von ihren Bankpartnern eine umfassende und bedarfsgerechte Beratung sowie ein Angebot an innovativen, maßgeschneiderten Lösungen. Die Firmenkunden­betreuer und/oder Produktspezialisten mit Kontakt zu den jeweiligen Treasurern bzw. Mitarbeitern in der Finanzabteilung der Landesgesellschaften vor Ort werden vom Kunden verstärkt als wichtiger Partner vor allem in den Bereichen Cash- und FX-Management, Trade-Finance und ­Working-Capital-Management gesehen. Hierbei zeigt sich, dass auf Seiten des Bankpartners integrierte Lösungen und vernetzte Betreuungsteams der Schlüssel zum Erfolg werden, denn Belange und Besonderheiten aus Sicht von Group Trea­sury/Finance müssen im Einklang stehen mit den angebotenen Services im jeweiligen Land der Tochtergesellschaft. Dieser Herausforderung werden sich global agierende Banken stellen und ihr Netzwerk entsprechend koordiniert und fokussiert einsetzen müssen. Lokal angebotene Lösungen werden eingebettet in die Gesamtstrategie eines international agierenden Konzerns erarbeitet und bilden die Basis einer erfolgreichen langfristig ausgelegten Zusammenarbeit zwischen global agierenden und expandierenden Unternehmen und internationalen Netzwerkbanken.

Textkasten: Deutsch-chinesische Erfolgsgeschichte

1972 exportierten deutsche Unternehmen Waren für 270 Mio USD nach China; 2011 lag der Vergleichswert bei 64,8 Mrd EUR. Die deutschen Einfuhren aus China betrugen 79,2 Mrd EUR. Seit 2002 ist China nach den USA der zweitwichtigste deutsche Exportmarkt außerhalb Europas, und Deutschland ist mit Abstand Chinas größter Handelspartner in Europa. Noch engagiert sich die deutsche Wirtschaft deutlich stärker in China als umgekehrt, allerdings steigt das chinesische Interesse an Deutschland spürbar. Derzeit sind in Deutschland rund 900 chinesische Unternehmen – darunter viele kleine – tätig. Im Gegensatz dazu sind in China bereits über 5.000 deutsche Unternehmen aktiv.
Quelle: Auswärtiges Amt.

Kontakt: ina.bandemer[at]db.com

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