Die politische Lage im Iran hat sich im Zuge der Proteste gegen die Regierung und der Sanktionsdrohungen des US-Präsidenten in den vergangenen Wochen verschlechtert. Die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland sind davon derzeit noch nicht belastet. Die Exporte steigen das zweite Jahr in Folge, liegen jedoch noch weit unter dem Niveau vor den Sanktionen. Deutsche Exporteure leiden offenbar unter einem Mangel an Finanzierungsmöglichkeiten.

Beitrag in der Gesamtausgabe (PDF)

Zögerliche Erholung

2016 stand der Iran im Fokus der deutschen Exporteure: Nach der Lockerung der Sanktionen, dem Wiederanschluss an den internationalen Zahlungsverkehr (SWIFT) und der Wiederaufnahme der Hermesdeckungen schien eine Rückkehr zu früheren Absatzzahlen möglich. Der Nachholbedarf schien riesig, die früheren Geschäftspartner standen mit offenen Armen bereit. Doch sehr schnell stellte sich heraus, dass deutsche Banken bei der Finanzierung der Geschäfte sehr zurückhaltend blieben.

Auch wenn die erhofften Sprünge im Iran-Handel ausgeblieben sind, hat sich der deutsche Export doch ordentlich entwickelt. Die Lieferungen in den Iran stiegen in den ersten zehn Monaten 2017 um 19,7% auf rund 2,4 Mrd EUR und könnten im Gesamtjahr die Grenze von 3 Mrd EUR erreichen. Diese Marke wurde zuletzt 2011 überschritten. Im Jahr 2016 waren die deutschen Exporte bereits um 25,3% gewachsen und betrugen knapp 2,6 Mio EUR.

Fehlende Transparenz

Seitens der deutschen Banken wird das Iran-Geschäft weiterhin kritisch gesehen, da eine genaue Prüfung der beteiligten Personen und Unternehmen sowie der Finanzdaten nötig ist. Die AHK Iran berichtet von Schwierigkeiten bei der Einschätzung von Compliancerisiken, weil Informationen im Iran nicht verfügbar sind. Zudem besteht weiterhin die Gefahr, dass die US-Behörden Verstöße gegen US-Recht sanktionieren. So sollten beispielsweise die Verwendung des US-Dollar und jeglicher USA-Bezug vermieden werden.

Von Seiten der Bundesregierung werden die Projekte deutscher Unternehmen nach Angaben von Euler Hermes durch Deckungszusagen unterstützt. Bis Ende 2017 wurden 47 Transaktionen im Gesamtwert von 795 Mio EUR positiv entschieden. Anerkannte iranische Institute sind die Bank of Industry and Mine (generell bis zu einem Obligobetrag von 25,0 Mio EUR) sowie z.B. die Bank Melli, die Bank Tejarat, die Bank Mellat, die Bank Keshavarzi und die Middle East Bank auf Einzelfallbasis. Der Bund nimmt dann Akkreditive dieser Banken in Deckung.

Politische Unterstützung nötig

Eine längerfristige Finanzierung des Iran-Geschäfts wäre mit einer stärkeren politischen Unterstützung möglich, glaubt Michael Tockuss, Geschäftsführer der Deutsch-Iranischen Handelskammer in Hamburg. Im Gespräch mit „Markt und Mittelstand“ verweist er auf das Beispiel Österreich, wo die Oberbank im Herbst 2017 ein Rahmenkreditabkommen mit 14 iranischen Banken vereinbart hat, um Exporte österreichischer Unternehmen mit staatlicher Deckungszusage über einen Zeitraum von zwei bis zehn Jahren zu finanzieren.

Allerdings ist das Thema nach Auskunft von Dr. Claudia Raml, Stellvertretende Leiterin der Abteilung Corporate & Interna-tional Finance der Oberbank, derzeit „on hold“. Im Gespräch mit dem „ExportManager“ verweist sie auf die Rechtsunsicherheit und die Komplexität der Projekte, die Finanzierungen erschwerten. Zahlungsverkehr und Dokumentengeschäft funktionierten jedoch bereits seit langem.

Der deutschen Regierung schlägt Tockuss vor, dass eine staatliche Bank wie die KfW dem Iran eine Finanzierung von 1 Mrd EUR zusichern solle. Dann wären auch andere deutsche Banken bereit, Finanzierungen anzubieten, und die verfügbaren Hermesdeckungen könnten tatsächlich genutzt werden.

gunther.schilling@frankfurt-bm.com

Aktuelle Beiträge

Cookie-Einwilligung mit Real Cookie Banner