Deutsche Unternehmen haben in den USA, einem ihrer wichtigsten Exportmärkte, auf breiter Basis auch lokal Fuß gefasst und ­gehören heute mit etwa 3.500 Unternehmen und Direktinvestitionen in Höhe von 200 Mrd USD zu den bedeutendsten Investoren in den USA. Die Mehrheit der deutschen Unternehmen setzt auf eine effiziente, zentrale Finanzierung der US-Aktivitäten. Im Folgenden werden die Ergebnisse einer Umfrage bei US-Tochtergesellschaften deutscher Unternehmen vorgestellt.

Von Max Wolf, Director, KfW IPEX-Bank, Repräsentanz Nordamerika und Sophie Glossmann, Studentin, Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena

Nach Angaben der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer sind derzeit etwa 3.500 deutsche Unternehmen mit einer Niederlassung in den USA präsent. Der Bestand der deutschen Direktinvestitionen betrug Ende 2012 rund 200 Mrd USD (Quelle: Bureau of Economic Analysis). Damit ist Deutschland der siebtgrößte ausländische Kapitalinvestor in den USA. Wichtige Sektoren sind das produzierende Gewerbe, die Chemie- und die Telekommunikationsindustrie sowie der Finanzsektor.

Bereits im vergangenen Jahr konnten wir im ExportManager von Deutschland als starkem Exporteur auf dem US-amerikanischen Markt berichten und davon, welche langfristigen Finanzierungsmöglichkeiten den Weg in die USA unterstützen. Da deutsche Unternehmen im Internationalisierungsgrad immer stärker voranschreiten und die USA als beliebtes Ziel auch von Direktinvestitionen sehen, stellt sich für Unternehmen mit Investitionsplänen die Frage, wie die Finanzierung einer US-Tochtergesellschaft optimal ausgestaltet werden kann. Natürlich lohnt sich hier eine Gesamtschau: Wie finanzieren deutsche Unternehmen ihre amerikanischen Tochtergesellschaften?

Eine theoretisch-empirische Studie vom Juli dieses Jahres (Bachelorarbeit von Sophie Glossmann, Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena), die zusammen mit der KfW IPEX-Bank erstellt wurde, zeigt, dass die meisten deutschen Unternehmen für ihre amerikanischen Tochtergesellschaften eine zentral gesteuerte Kreditfinanzierung bereit­stellen. Im Rahmen dieser Studie wurde eine Reihe großer Tochtergesellschaften deutscher Unternehmen aus verarbeitendem Gewerbe, Einzelhandel sowie dem Chemie- und dem Telekommunikationssektor in den USA mittels Fragebogen angesprochen. Mit einer Rücklaufquote von 10% lassen sich zwar keine statistisch signifikanten Erkenntnisse aus der Umfrage ableiten, dennoch sind die Antworten aufschlussreich.

Vor allem große Kapitalgesellschaften mit einem jährlichen Umsatz von mehreren Milliarden USD können auf einen liquiden internen Kapitalmarkt zurückgreifen und ihren Töchtern somit „Inter-Company“- Kredite zur Verfügung stellen. Für die Tochtergesellschaft bedeutet dies in der Regel günstige Zinskonditionen und Kapitalmittel, die leicht verhandelbar und bei Bedarf flexibel anpassbar sind. Für den gesamten Konzern lassen sich durch eine zentralisierte Kapitalbeschaffung Skaleneffekte im Treasury erzielen. Dies ist insbesondere dann interessant, wenn der Konzern auch außerhalb der USA guten Zugang zum US-Dollar hat. Der US-Dollar als Finanzierungswährung macht Sinn, wenn die funktionale Währung lokaler Aktivitäten im Wesentlichen auch der US-Dollar ist und somit Wechselkursrisiken eliminiert sind.

Neben diesen gruppeninternen Krediten beschafft sich über die Hälfte der befragten Unternehmen jedoch auch externe Kredite am US-Banken- oder Kapitalmarkt. Als Gründe nannten die Unternehmen die besseren lokalen Finanzierungskonditionen in US-Dollar, die größere finanzielle Unabhängigkeit der Tochtergesellschaft von der Mutter sowie die Diversifizierung der Finanzierungsquellen innerhalb der Gruppe. Es ist zu beobachten, dass gerade Tochterunternehmen kleinerer Konzerne mit einem zweistelligen Millionenumsatz in den USA verstärkt auch den lokalen Bankenmarkt nutzen, um sich langfristig über externe Kredite zu finanzieren.

Weiterhin spielen auch steuerliche Aspekte eine Rolle bei der Finanzierungsfrage. Die Kreditfinanzierung weist gegenüber der Eigenkapitalfinanzierung grundsätzlich den Vorteil auf, dass Zinsaufwendungen in der Regel steuerlich abzugsfähig sind. Über einen konzerninternen Kredit lässt sich der Gewinn in den USA reduzieren, während die Zinsaufwendungen als Ertrag zur deutschen Mutter fließen. Entgegen der verbreiteten, aber falschen Annahme, Unternehmensteuern seien in Deutschland höher als in den USA, liegt der effektive Einkommensteuersatz laut Tax Foundation in den USA bei 40%, während Unternehmen in Deutschland insgesamt mit rund 30% (inklusive Gewerbesteuer und Solidaritätszuschlag) besteuert werden. Allerdings muss ein Unternehmen Beschränkungen der Steuerbehörden beachten, die im Zusammenhang mit internen Krediten auferlegt werden können. Beispiele sind das „Arm’s Length“-Prinzip und die Zinsschrankenregelung (Earnings Stripping Rule). Sie verlangen marktgerechte Zinskonditionen und beschränken den Kreditumfang bis zu einer Höhe, die einer Tochtergesellschaft auch als unabhängigem Unternehmen von externen Banken ermöglicht werden würde. Diese Regelungen treffen auf lokal aufgenommene Kredite natürlich nicht zu.

Finanzmanager müssen daher für jede Gesellschaft individuell die jeweiligen steuerlichen Vorteile und Beschränkungen abwägen. So kann es durchaus sinnvoll sein, die Vorteile externer und interner Kreditfinanzierung zu kombinieren und das lokale Unternehmen mit konzerninternen Krediten sowie gleichzeitig mit Bankdarlehen auszustatten. Für ein gutes Gelingen auf dem US-Markt ist es ratsam, bei der individuellen Strukturierung der Kredite externe Finanzierungsexperten hinzuzuziehen.

Details zur zitierten Studie erhalten Sie über die Repräsentanz der KfW IPEX-Bank für Nordamerika in New York (Ansprechpartner: Max Wolf).

Kontakt: Max.wolf[at]kfw.de

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