In 80% bis 90% der internationalen Handelstransaktionen mit einem geschätzten Gesamtwert von über 10 Bill USD jährlich spielt die Exportfinanzierung eine Rolle. Die Welthandelsorganisation WTO bezeichnet sie deshalb als „Schmieröl für das Rad des Welthandels“. Neben dem Ermöglichen von Projekten in „schwierigen“ Märkten erfüllt die Exportfinanzierung dabei zunehmend die Rolle eines Vertriebstools für den Exporteur.

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Durch das Angebot einer kosteneffizienten, den Export begleitenden Finanzierung durch ihre Hausbank können sich exportierende Unternehmen oft einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil gerade gegenüber aggressiver weltweiter Konkurrenz verschaffen. Den Unternehmen steht bei der Exportfinanzierung eine weite Bandbreite an Produkten zur Verfügung. Entscheidend für die Auswahl sind die Liquiditäts- und Absicherungsbedürfnisse des Exporteurs ebenso wie die Größenordnung des Geschäfts und die Bonität des Abnehmers.

Wachsende Unternehmen mit steigenden Liefervolumina  finden sich schnell an der Grenze der klassischen Instrumente des Akkreditivs und des Avals. Diese werden nach oben komplettiert durch strukturierte Absatzfinanzierungen wie den Bestellerkredit und die Forfaitierung. Diese beiden Finanzierungsformen werden üblicherweise mit der Deckung einer staatlichen Exportkreditversicherung (ECA) als Sicherheitengeber strukturiert. Die staatlichen ECAs haben einen erstaunlichen Track-Record: Zwischen 2007 und 2016 sind nur 0,5% der von europäischen ECAs gedeckten Exportkredite ausge­fallen.

Staatliche Absicherung hilfreich

Der große Vorteil der staatlich mandatierten Exportkreditversicherer wie beispielsweise in Deutschland Euler Hermes ist ihr Auftrag der Förderung durch Absicherung von Projekten mit vertretbarem Risiko auch in bonitätsschwachen Ländern. Durch die staatliche Risikoabsicherung mit einer Quote von meist 95% erhält der Exporteur eine Absicherung gegen Zahlungsausfall aus politischen und wirtschaftlichen Gründen – und die finanzierende Bank eine hochwertige Sicherheit, um eine kosteneffiziente Langfristfinanzierung strukturieren zu können.

Zweckgebundene Bestellerkredite treten vor allem bei Projekten mit längerer Laufzeit und größeren Auftragsvolumina in den Vordergrund. Die Hausbank des Verkäufers gewährt dabei dem ausländischen Käufer einen langfristigen Kredit mit einer Laufzeit von oft mehr als zehn Jahren unter einer ECA-Deckung. Dies ist eine Variante, wenn der Exporteur kapitalintensiver Investitionsgüter eine Finanzierung für den Abnehmer über seine Hausbank „mitbringt“. Sie verschafft dem Lieferanten einen nicht zu unterschätzenden Wettbewerbsvorteil. Denn Zinssatz und Laufzeit der ECA-gedeckten Finanzierung unterscheiden sich fast immer deutlich von den lokalen Finanzierungsmöglichkeiten des Importeurs. Gleichzeitig hat der Exporteur als direkter Begünstigter der Auszahlungen unter dem Kreditvertrag eine Absicherung seiner Forderung an den Käufer und erhält seine Zahlungen aus dem Bestellerkredit liefer-/leistungsnah. Der Besteller erhält eine langfristige Finanzierung zu äußerst attraktiven Konditionen mit einer auf sein Projekt zugeschnittenen Auszahlungs- und Tilgungsstruktur. Zusätzlich stellt die Bank die in dem Liefergeschäft geforderten Anzahlungs- und Gewährleistungsgarantien des Kunden an seinen Abnehmer und wickelt die Auszahlungen im Rahmen der regulatorischen Besonderheiten des Bestellerlandes ggf. mittels Akkreditiv oder eines gesonderten Auszahlungskontos ab.

Forfaitierung für kleinere Exportvolumina geeignet

Komplementär zum Bestellerkredit bietet sich die Forfaitierung eines ECA-gedeckten Lieferantenkredits an, wenn der Auftragswert geringer oder die Finanzierungslaufzeit kürzer ausfällt oder wenn bei Liefervertragsabschluss noch nicht klar ist, ob der Exporteur die Finanzierung ganz oder in Teilen in die eigene Bilanz nehmen kann.

Bei einem ECA-gedeckten Lieferantenkredit wird der Exporteur selbst der Deckungsnehmer beim  Bund gegen den Zahlungsausfall seiner Lieferantenkreditforderung. Die Deckungsquote beträgt hier derzeit ebenfalls bis zu 95%. Die ­versicherte Forderung mit einer Laufzeit von üblicherweise bis zu fünf Jahren kann dann die Bank forfaitieren, d.h. vom Exporteur regresslos ankaufen. Sie bekommt in diesem Zug vom Exporteur die Deckung als Sicherheit sowie die Zahlungsansprüche aus dem Grundgeschäft abgetreten. Dabei sind verschiedene Strukturen hinsichtlich der Offenlegung des Ankaufs und bei der Berücksichtigung des Selbstbehalts denkbar.

Aufgrund ihrer schlanken Vertragsgestaltung eignet sich die Forfaitierung speziell für Geschäfte mit Volumina im einstelligen Millionenbereich. Sie erfordert jedoch ein höheres Maß an Mitwirkung durch den Exporteur als ein Bestellerkredit. Neben der raschen Schaffung von Liquidität hat sie für den Exporteur ebenfalls den Vorteil der Schonung seiner Kreditlinien, da der Ankauf unter dem Obligo des ausländischen Primärschuldners stattfindet, während der Exporteur „unter dem Bilanzstrich“ für die Verität, also den juristisch einwandfreien  Bestand der Forderung haftet. Die Kosten werden dem Exporteur bereits bei Auszahlung als Diskontzinsen in Rechnung gestellt, können aber z.B. über den Auftragswert oder eine Käuferzinsvereinbarung an den ausländischen Importeur weitergegeben werden.

Fallbeispiel: Ein deutscher Exporteur von Produktionsanlagen schließt einen Liefervertrag mit einem indonesischen Importeur mit einem Auftragswert von 10 Mio EUR ab. Der Lieferzeitraum bis Inbetriebnahme beträgt ein Jahr. Um in den Verhandlungen den entscheidenden Vorteil zu erlangen, möchte der Exporteur eine Absatzfinanzierung zusammen mit seiner Hausbank anbieten.

Variante A: Die Bank gewährt dem indonesischen Importeur einen Bestellerkredit über 85% des Lieferwerts, also 8,5 Mio EUR, zzgl. der nach Land, Bonität und Risikolaufzeit berechneten ECA-Prämie. In diesem Fall wären ein Kreditbetrag von 9 Mio EUR und eine gesamte Laufzeit von max. zehn Jahren denkbar. Der Exporteur erhält den Gegenwert seiner Lieferungen und Leistungen direkt aus dem Kredit ausbezahlt.

Variante B: Der deutsche Exporteur räumt dem indonesischen Importeur einen Lieferantenkredit über 85% des Lieferwerts mit einer Tilgungslaufzeit von fünf Jahren ein und sichert diesen mit einer ECA-Deckung ab. Lässt der Exporteur seine Forderung aus dem Liefergeschäft durch die Bank forfaitieren, erhält er etwa 8 Mio EUR bei Forderungsverkauf, ohne seine Banklinien zu belasten.

Ausblick

Aktuelle Trends und Diskussionen in der Exportfinanzierung spiegeln die Erfordernisse aus Globalisierung und Lokalisierung wider. Der zunehmende Anteil ausländischer Wertschöpfung der deutschen Exportwirtschaft – alleine in China investieren die ca. 5.200 deutschen Unternehmen mit lokalem Footprint weit über 2 Mrd EUR im Jahr – sowie die Verfügbarkeit höherwertiger lokaler Zulieferanteile stellen die traditionellen Leitplanken der Exportfinanzierung immer öfter auf den Prüfstein. Auf OECD-Ebene werden im März 2018 weitere Beratungen geführt, auf deren Ergebnis Banken und Exporteure gespannt warten.

Ein verschärftes Augenmerk der staatlichen Exportkreditversicherer liegt ebenfalls auf dem Thema Nachhaltigkeit. Im Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte wird auf den hohen Stellenwert von menschenrechtlichen Aspekten in globalen Liefer- und Wertschöpfungsketten Bezug genommen. Ebenfalls wurde der bestehende Prozess zur Korruptionsprüfung nochmals weitreichend vertieft.

Die Erfüllung aller notwendigen Vorgaben für den reibungslosen Ablauf einer Exportfinanzierung benötigt eine eingespielte, vertrauensvolle Bankbeziehung und eine Bank mit viel Erfahrung bei den Besonderheiten, die dem Exporteur in speziellen Märkten begegnen. Als verlässlicher Partner mit über 40 Jahren Erfahrung in der Export- und Handelsfinanzierung steht die BayernLB ihren Kunden zur Seite – mit einem breitgefächerten Repertoire an maßgeschneiderten Finanzprodukten und einem weltweiten Netzwerk. Wir begleiten große Konzerne ebenso wie unsere Mittelstandskunden, die häufig Hidden Champions in ihrem Segment sind, in allen Phasen des Auslandsgeschäfts.

Dominik.Zimmer@bayernlb.de

 

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