In den vergangenen Jahren gab es erhebliche Bewegungen im internationalen Geflecht der Korrespondenzbanken, das allgemein als „Correspondent Banking“ bezeichnet wird. Ein gutes und sicheres Netzwerk an Korrespondenzbanken ist die wesentliche Grundlage für die finanzielle Begleitung des Außenhandels. Dafür sind vertrauensvolle Beziehungen, eine fundierte Risikoeinschätzung und effiziente Abwicklungsstrukturen hilfreich.

Beitrag in der Gesamtausgabe

Für die Abwicklung von Auslandszahlungen, Akkreditiven oder Garantiestellungen ist eine hinreichend gute Beziehung der Korrespondenzbank (der den Außenhandel begleitenden Bank eines Exporteurs) zu der Respondenzbank (der den Außenhandel begleitenden Bank des Importeurs) unabdingbar. Neben den üblichen Markt- und Risikobewegungen, die schon immer dieses Geschäft begleiteten, z.B. ausgelöst durch Veränderungen des Länderrisikos, wurde in jüngster Vergangenheit ein signifikanter Rückbau des Korrespondenzbankennetzwerks auch im deutschen Bankenmarkt verzeichnet. Dies beschäftigt nicht nur die Exporteure, sondern auch zunehmend die Politik und die internationale Staatengemeinschaft.

Treiber der Entwicklung

Bei näherer Betrachtung lassen sich drei Treiber der aktuellen Entwicklung identifizieren:

  • Erstens entstand in den vergangenen 20 Jahren der Wunsch nach einer Konzentration auf weniger Partner sowohl seitens der Bank des Exporteurs als auch seitens der Bank des Importeurs. Dies hat insbesondere nach der Euro-Einführung dazu geführt, dass Kontenbeziehungen zwischen Korrespondenzbanken zu-nehmend geschlossen und die verbleibenden auf weniger Banken konzentriert wurden.
  • Zweitens kam es zu einem signifikanten Anstieg der regulatorischen Anforderungen, insbesondere in Bezug auf Geldwäscheverhinderung und den Kampf gegen die Terrorismusfinanzierung. Zudem, wenngleich rechtlich anders gelagert, sind Wirtschaftssanktionen als politisches Mittel immer mehr in Mode gekommen, und deren Einhaltung wird bei allen ­Beteiligten deutlich strenger und detaillierter überwacht, als dies früher der Fall war. So stehen die Banken unverändert im Fokus.
  • Als dritter Treiber müssen die zunehmende Komplexität der steigenden Regulierung in Bezug auf verschiedene Jurisdiktionen, die sich teilweise widersprechen, sowie die häufigen Schwierigkeiten bei der Interpretation dieser umfangreichen Regelwerke genannt werden. Zu den Herausforderungen bei der Implementierung der Vorgaben kommt erschwerend hinzu, dass Datenschutzgesetzgebung und IT-Systeme der Banken oftmals nicht entsprechend vorbereitet sind.

Status quo

Der Presse konnte man entnehmen, dass insbesondere US-amerikanische und deutsche Banken ihr Korrespondenzbankennetzwerk erheblich reduziert haben. Dabei wird häufig mit Kosten-Nutzen-Erwägungen bei steigenden regulatorischen Aufwänden und mit insgesamt wenigen Auswirkungen auf die Liefer- und Leistungsfähigkeit argumentiert.

Das Bild wird jedoch komplettiert, wenn man sich die zahlreichen Initiativen unter der Leitung der Financial-Stability-Boards der G20 oder des Internationalen Währungsfonds zur Lösung des sogenannten De-Riskings im Korrespondenzbanken­geschäft anschaut: Denn inzwischen ist

es offensichtlich geworden, dass viele kleinere Länder in Afrika, Lateinamerika und Südostasien einen Mangel, wenn nicht sogar einen Totalverlust an vertrauenswürdigen Korrespondenzbanken in Europa oder in den USA feststellen müssen und dies die finanzielle Inklusion ganzer Volkswirtschaften gefährdet.

Letztlich führte der oben erwähnte Konzentrationsdrang auf beiden Seiten des Korrespondenzbankengeschäfts zu einer geringeren Zahl verfügbarer Alternativen und einem höheren Aufwand für deren Entwicklung. Interessant dabei ist, dass Länder mit bekannt hohen Geldwäsche-, Terrorismusfinanzierungs- oder Sanktionsrisiken bei hinreichender Größe weiterhin genügend Angebot vorfinden. Kleinere, in der Vergangenheit in Bezug auf diese Risiken vollkommen unauf­fällige Länder jedoch haben größte Schwierigkeiten, ausreichende Angebote zu erhalten. Inzwischen haben sowohl Regulierungsbehörden als auch Banken das Problem erkannt und Selbstkritik geübt.

Das Phänomen, dass eine Bank häufig der anderen folgt, entspricht laut der Fachpresse eher einem „Fear-based Approach“ als dem regulatorisch geforderten „Risk-based Approach“. Eine einfache Lösung ist indes, trotz der bereits feststellbaren Anpassungen im Markt, nicht in Sicht. Die Abwicklung von internationalem Zahlungsverkehr im Schattenbankensektor, die regulatorisch nicht erwünscht war, erweist sich derweil als Kollateralschaden.

Die weitere Entwicklung

Dass Banken als Teil der Gesellschaft ihre Verantwortung jederzeit auch in Bezug auf die Verhinderung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung sowie die Einhaltung von Sanktionen wahrnehmen müssen, darf kein Lippenbekenntnis mehr sein, sondern muss nachhaltig in der Organisation verankert werden. Ein Zurückschrauben regulatorischer Anforderungen ist nicht nur politisch unerwünscht, sondern wirft zu Recht moralische Fragen auf.

Um Exporteuren und Importeuren gleichwohl weiterhin nachhaltige Lösungen anbieten und die Komplexität zunehmend beherrschen zu können, stehen folgende Entwicklungen im Fokus: Verschiedene Studien legen nahe, dass neben der Vereinheitlichung von regulatorischen Anforderungen an Banken und auch der zunehmenden Klarstellung bzgl. der Interpretation derselben durch Aufsichtsbehörden der Datenaustausch sowohl technisch, insbesondere durch digitale Plattformlösungen, als auch rechtlich, hier insbesondere durch passende Datenschutzrichtlinien, ein wichtiges Element ist, um Risiken effizienter zu erfassen und bewerten zu können.

Außerdem wird die gemeinsame Ausbildung und Transparenz eine wichtige Rolle spielen, das heißt, Korrespondenzbanken werden ihre Anforderungen nennen, dabei vermehrt Unterstützung anbieten und dafür mehr Transparenz von Prozessen, Geschäftsaktivitäten und Kundentransaktionen von der Gegenseite einfordern.

Letztlich ist erkennbar, dass es wieder eine Zunahme an Korrespondenzbankverbindungen geben wird. Die Verteilung wird jedoch breiter und damit weniger konzentriert sein: Dabei wird es vermehrt spezialisierte Anbieter geben, die gewisse Produkte und Länder oder Handelskorridore in den Vordergrund stellen werden (z.B. Akkreditivgeschäft mit Afrika oder Südostasien).

Die inhärenten Risiken und die vorhan­denen Ressourcen für ein effektives Kontrollumfeld ermöglichen zwar nur eine begrenzte Komplexität, doch bietet die Spezialisierung gleichzeitig ein hohes Maß an Effizienz. Dabei passen die Banken ihre Kundenschnittstelle zu Ex- und Importeuren mit Hilfe moderner Lösungen aus dem derzeitigen Digitalisierungstrend an, um ihr Angebot gezielter, schneller und passgenauer unterbreiten zu können.

Sowohl Ex- als auch Importeure können deshalb ohne viel Mehraufwand einen größeren Pool an außenhandelsfinanzierenden Banken zulassen und zudem, bezüglich der Transaktionen, höheren Transparenzanforderungen gerecht werden. ODDO BHF kann als eine der führenden deutschen Banken im Bereich Handels- und Exportfinanzierung auf ein breitaufgestelltes Netzwerk erfahrener Korrespondenzbanken in über 100 Ländern zurückgreifen, insbesondere in Emerging und Frontier-Markets.

florian.witt@bhf-bank.com

 

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