Die global ausgerichtete deutsche Wirtschaft mit ihren beeindruckenden Exportzahlen und die aktuelle Schwäche des Euro haben die Entwicklung von Plattformen zur globalen Abwicklung von Fremdwährungszahlungen begünstigt. Im Gespräch mit dem ExportManager berichtet Markus Renkes, Head FX4Cash Germany, über die Erfahrungen der Deutschen Bank mit ihrer ­Plattform in Deutschland. Welchen Nutzen können Kunden daraus ziehen? Gibt es Risiken, die zu beachten sind?

Interview mit Markus Renkes, Head FX4Cash Germany, Deutsche Bank

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Wie beurteilen Sie nach fünf Jahren den Erfolg der Plattform in Deutschland?

Den Erfolg messen wir im Grundsatz über die Zufriedenheit unserer Kunden. Heute bedienen wir deutlich über 1.000 Unternehmen aktiv auf der Plattform allein aus Deutschland heraus und begleiten diese auch global entlang ihrer ­Wertschöpfungskette in deren wichtigsten Märkten. Mit ca. 100.000 verarbeiteten Zahlungen jeden Monat ist unsere Kapazität noch lange nicht erschöpft. Gerade in den vergangenen sechs Monaten sahen wir einen starken Wachstumstrend.

Solch ein Volumen lässt sich nur vollautomatisiert verarbeiten. Das kommt unseren Kunden zugute, da auch die schwierigen Währungen digital verarbeitet werden können. Täglich konvertieren wir in mehr als 80 verschiedenen Währungspaaren mit klarem Wachstumstrend, insbesondere bei den stark regulierten Währungen, den sogenannten Exoten. Das durchschnittliche Volumen steigt von Jahr zu Jahr im Mittel um ca. 25%. Zum Vergleich: 2013 wurden nur Zahlungen bis maximal 20.000 EUR Gegenwert verarbeitet. Heute sehen wir ein durchschnittliches Zahlungsvolumen von über 100.000 EUR pro Zahlung.

Woher kommt der Erfolg?

Bis dato war die Wahrnehmung der Kunden, dass Fremdwährungszahlungen intransparent sind, sehr lange Laufzeiten bei der Abwicklung haben und es immer wieder zu Nachfragen bzw. auch zu Nachbelastungen bei solchen Zahlungen kommt. Diese Faktoren wurden als negativ bzw. in Summe als teuer empfunden. Hier haben wir mit unserer Plattform eine Lösung entwickelt, die dazu führt, dass nicht nur Kleinstbeträge gezahlt, sondern auch zunehmend Großbeträge angewiesen werden, die nicht im Fokus der FX-Absicherungsstrategie des Unternehmens stehen.

Die Möglichkeiten der Automatisierung und Flexibilität, die diese Plattform auszeichnen, geben den Kunden die Option, nicht nur den einfachen Zahlungsverkehr der kommerziellen Zahlungen abzuwickeln, sondern auch kapitalbezogene Zahlungen und kleinere M&A-bezogene Transaktionen durchzuführen. Hier fordern die Kunden vorab einen festen Kurs an und eine terminliche Sicherheit, wann das Geld beim Empfänger ist. Daneben werden die lokalen Dokumentationserfordernisse vor Ort als Service angeboten. Für Kunden wird damit eine vollumfängliche digitale Lösung geschaffen.

Wir haben in den vergangenen fünf Jahren sehr viele kundenbezogene IT-Entwicklungen umgesetzt, die es unserer Kundschaft – sowohl der deutsche Mittelstand als auch die großen DAX-Konzerne – leichter machen, Aufträge digital zu ­verarbeiten und die lokalen Anforderungen in den regulierten Märkten besser und schneller zu bedienen. Dabei nutzen wir sehr intensiv unser bestehendes Netzwerk und die Netzwerke unserer Partner.

Welche Unterschiede zum Wettbewerb stellen Sie fest?

Wir haben es geschafft, Zahlungen in einer echten „End-to-End“-Abwicklung zu strukturieren, gerade in den exotischen asiatischen Währungen oder bei Kapitalzahlungen nach Lateinamerika und in den afrikanischen Kontinent. Dabei nutzen wir das globale Netzwerk der Deutschen Bank und unserer Partner, um direkt in lokaler Währung zu zahlen – ohne den Umweg über eine Hartwährung wie den Euro oder US-Dollar. Kunden erzielen so signifikante Prozesserleichterungen.

Volle Information über Kurse und vereinbarte Preise vor der Verarbeitung einer Zahlung bzw. die entsprechende Klarheit über Kurs und Preis bei Eingängen von z.B. im Ausland erwirtschafteten ­Einnahmen geben unseren Kunden die gewünschte Transparenz. Die extrem hohe „Straight Through Processing (STP)“-Rate hilft nicht nur unserem Haus, Kostensynergien zu heben, die wir an die Kunden weitergeben können, sondern vereinfacht auch die Abwicklung solcher Zahlungen. Für die meisten der exotischen Währungen haben wir Erfahrungen in der Abwicklung gesammelt, die es uns und unseren Kunden erlauben, Zahlungen in regulierte Märkte ähnlich wie eine SEPA-Zahlung zu betrachten. Die Plattform ist als echte globale Plattform konzipiert und wird auch so genutzt, das heißt, Tochterunternehmen im Ausland können z.B. in Indien oder Korea denselben Service wie in Deutschland erhalten. Durch die Integration und Nutzung „wirklicher“ Echtzeitkurse wird ein potentielles FX-Risiko eliminiert. Wir haben kontinuierlich auf der Basis von Kundenwünschen in dieses Produkt investiert und es weiterentwickelt.

Was sind die Hauptvorteile für unsere Leser, also sowohl die Exporteure als auch die Importeure?

Für reine eingehende Zahlungen stellen wir außer in Deutschland in weiteren 25 Ländern den Service zur Verfügung. In weiteren sieben Ländern gehen wir noch in diesem Jahr „live“. Damit haben wir dann zum Jahresende die wichtigsten Märkte angebunden, und auch Tochtergesellschaften unserer Kunden können so über eine einheitliche Plattform bedient werden.

Importeure, die das Ausland als verlängerte Werkbank nutzen, können Rechnungen, Kredite und Kapitaleinlagen in lokaler Währung zahlen und damit auch ihre „Buying Power“ bei der FX-Preisgestaltung durchsetzen und sich so die Kostenvorteile bei der Rechnungsregulierung sichern. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben wir kontinuierlich in die Weiterentwicklung der IT investiert, um den Abwicklungsaufwand für unsere Kunden zu reduzieren.

Gibt es schwierige Märkte, die durch Regulierung Zahlungen in lokaler Währung verhindern?

Für Länder wie Korea, Indien, Indonesien, Malaysia, Vietnam oder die Philippinen, um nur ein paar wenige Länder zu nennen, haben wir spezielle Kapazitäten vor Ort entwickelt, die es den Kunden erlauben, Zahlungen in einem vereinfachten Verfahren zu tätigen. Der Zahlungsverkehr mit dem noch immer hochregulierten Land China, in dem sowohl klassisch in Hartwährung wie auch direkt in Renminbi gezahlt wird, hat sich für die Kunden ebenfalls als Standardabwicklung etabliert.

Wie sieht die Zukunft für die Plattform aus?

Neben der schon erwähnten Erweiterung der Funktionalitäten in die verschiedenen Länder investieren wir kontinuierlich auch in unsere IT, um den Kundenanforderungen zu genügen. In Kürze werden wir unseren Kunden externe Marktvergleichsraten anbieten können, um den geforderten Compliance- und Wirtschaftsprüfungsrichtlinien der Unternehmen gerecht zu werden.

Im laufenden Quartal bieten wir unserer Kundschaft auch die Option an, sich zu lokalen Handelszeiten mit Fremdwährung im Zahlungsverkehr einzudecken. Das war eine Erweiterung, die wir maßgeschneidert für unsere Kunden entwickelt haben, die ihren eigenen Zahlprozess in Europa oder Amerika erst starten können, wenn wie z.B. in Korea die FX-Märkte schon geschlossen sind. Dieses Angebot ist gerade in der finalen Testphase, und wir bieten damit unseren Kunden bessere Abwicklungskurse im vollautomatischen Prozess an.

Für das kommende Jahr bieten wir dann auch einen Informationsservice via App an, der es erlaubt, Zahlungseingänge individuell zu managen.

Herr Renkes, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Kontakt: markus.renkes@db.com

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