Mit mehr als 260 Millionen Einwohnern und einem konstant wachsenden Bruttoinlandsprodukt, das momentan bei rund 950 Mrd EUR liegt, zählt der Inselstaat zu den attraktivsten Wachstumsregionen weltweit. Vor allem deutsche Unternehmen haben vielfältige Geschäftschancen.

Ein volksnaher Präsident, ein stetiges Wirtschaftswachstum und zahlreiche Reformprojekte: In Indonesien steht die Wirtschaftsampel auf Grün. Der Inselstaat bietet zahlreiche Chancen – vor allem in Sachen Finanzierung.

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Sie nennen ihn den Obama Indonesiens: Präsident Joko Widodo, weitläufig unter dem Namen „Jokowi“ bekannt und Mitglied der Demokratischen Partei, sieht dem ehemaligen US-Präsidenten nicht nur ähnlich. Auch seine politische Agenda weist zahlreiche Parallelen auf: Jokowi gilt als volksnaher Reformer des Landes. Er regiert den Inselstaat bereits seit 2014 und steht nun kurz vor einer weiteren fünfjährigen Amtszeit. Zwar fand die Wahl bereits am 17. April 2019 statt, doch erst im Mai werden die letzten Stimmen der Bewohner von mehr als 18.000 indonesischen Inseln ausgezählt sein. Es zeichnet sich ab: Jokowi dürfte es geschafft und sich erneut gegen seinen Herausforderer Prabowo Subianto durchgesetzt haben.

Die Indonesier schenkten Jokowi erneut ihr Vertrauen. Und das, obwohl er seine Wahlversprechen aus dem Jahr 2014 nicht vollständig einlösen konnte. So versprach er etwa ein Wirtschaftswachstum von 7%, am Ende standen jährlich im Schnitt „nur“ 5% auf dem Papier. Obwohl das Wachstum hinter den Erwartungen von Regierung und Bevölkerung zurückblieb, befindet sich Indonesien auf einem guten Weg. Nachdem auch die Ratingagentur Standard & Poor’s im Jahr 2017 das Kreditrating Indonesiens angehoben hatte, stufen nun alle drei großen Ratingagenturen das Land im Investmentgrade ein. Auch im Ease-of-Doing-Business-Index hat Indonesien einen Sprung gemacht: Während der Inselstaat im Jahr 2013 noch auf Platz 128 von 185 Ländern rangierte, belegt das Land nun Platz 73.

Fakt ist: Mit mehr als 260 Millionen Einwohnern und einem konstant wachsenden Bruttoinlandsprodukt, das momentan bei rund 950 Mrd EUR liegt, zählt der Inselstaat zu den attraktivsten Wachstumsregionen weltweit. Vor allem deutsche Unternehmen haben vielfältige Geschäftschancen.

Starke Handelsbeziehungen

Die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Indonesien sind seit Jahrzehnten stabil. Indonesische Unternehmen lieferten im Jahr 2018 Waren im Wert von 3,4 Mrd EUR nach Deutschland und damit 4% weniger als im Vorjahr. Deutschland importiert vor allem Bekleidung, Lederwaren und Futtermittel.

Beim Export zeigt die Kurve nach oben: Im Jahr 2018 lieferten deutsche Firmen Waren im Wert von 2,9 Mrd EUR nach Indonesien – 6,3% mehr als noch 2017. In US-Dollar gerechnet, liegt das Wachstum sogar bei 11,2%. Wichtigstes Exportgut sind weiterhin Maschinen mit einem Lieferwert von 756 Mio EUR, gefolgt von Produkten der Chemieindustrie sowie Elektrotechnik und Kfz-Teilen. Die Ausfuhren von Elektrotechnik stiegen um mehr als ein Drittel und die von Kfz-Teilen um über ein Viertel.  Allerdings liegt der Export noch deutlich unter der Höchstmarke von 3,7 Mrd EUR im Jahr 2013.

Einbußen gab es hingegen beim deutschen Export von Elektronik und Medizintechnik. Hier zeigt sich die immer stärker werdende Konkurrenz aus China: Chinesische Produkte sind meist deutlich günstiger als die der Wettbewerber. Wenn es allerdings um Qualitätsware geht, sind europäische und vor allem deutsche Fabrikate immer noch erste Wahl.

Infrastruktur und Stromversorgung im Fokus

Präsident Jokowi will nun die wirtschaftliche Stärke seines Landes weiter vorantreiben. Ein Fokussektor ist die Infrastruktur: Die Regierung kündigte zum Amtsantritt Jokowis im Jahr 2014 insgesamt 245 „National Strategic Projects“ an, zu denen unter anderem der Bau von Schnellstraßen und Flughäfen zählt. Dafür stehen rund 265 Mrd EUR zur Verfügung. Die Umsetzung der Infrastrukturprojekte verläuft allerdings eher schleppend, so dass die Regierung die Anzahl der strategischen Projekte im April 2018 auf 222 reduzierte. Bis zum Ende der derzeitigen Amtsperiode Jokowis werden wohl nur 38 fertiggestellt werden. Ein erster Erfolg zeigte sich pünktlich zur Präsidentschaftswahl in der Hauptstadt Jakarta: Ende März weihte Jokowi dort nach sechsjähriger Bauzeit die erste U-Bahn-Linie der 30-Millionen-Einwohner-Metropole ein.

Zudem investiert die Regierung in die Stromversorgung Indonesiens als Teil des „National Strategic Programs“, denn die Indonesier benötigen immer mehr Elektrizität. Auf das Staatsunternehmen PLN entfallen mit einer Leistung von insgesamt 43 GW rund drei Viertel der Stromerzeugungskapazitäten im Land. Die restlichen 25% verteilen sich auf private Erzeuger, die ihren Strom an PLN verkaufen müssen. PLN verfügt also über ein Monopol zur Übertragung und zum Vertrieb von Strom. Die Regierung begegnet der steigenden Nachfrage mit diversen Programmen wie dem 35-GW-Programm: Bis zum Jahr 2024 sollen neue Kraftwerke 35 GW an elektrischer Leistung produzieren. Hier ergeben sich Chancen für deutsche Energieversorger wie Siemens und Turbinenbauer wie MAN.

Hoher Finanzierungsbedarf ­beflügelt Bankgeschäfte

Im Kontext dieser Projekte und Erweiterungsprogramme rechnen die deutschen Kreditinstitute mit einem hohen Finanzierungsbedarf. Im Jahr 2018 lag die Finanzierungslücke der Jokowi-Regierung bei rund 134 Mrd EUR. Zudem haben sich viele Unternehmen im Vorfeld der Wahl mit Investitionen zurückgehalten, die nun an Fahrt aufnehmen dürften. Eine Chance also für international agierende Banken wie die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), denn: Häufig gelingen die nötigen Finanzierungen der umfangreichen staatlichen wie auch privaten Projekte nur mit Hilfe ECA-gedeckter Ausfuhrkredite. Hier braucht es also einen starken Finanzpartner, der nicht nur verlässlich und erfahren ist, sondern auch persönlich vor Ort Präsenz zeigt.

Deshalb hat sich die LBBW zur Eröffnung einer eigenen Repräsentanz in Jakarta entschlossen. Die hierfür erforderliche Lizenz der indonesischen Bankenaufsicht OJK wurde bereits vor kurzem erteilt, so dass in den kommenden Monaten die Eröffnungsfeier folgen soll. Der indonesische Markt wurde bislang aktiv aus der Niederlassung in Singapur betreut: 2018 wurde beispielsweise die Anlagenlieferung eines deutschen Exporteurs zur Herstellung von Verpackungsfolien mit einem Kreditbetrag von ca. 21 Mio EUR finanziert.

Die LBBW baut hiermit ihr bestehendes Asien-Netzwerk weiter aus: Neben der Niederlassung in Singapur, dem zentralen Hub in der Region Asien-Pazifik, und einer weiteren Niederlassung in Seoul unterstützen die bestehenden Repräsentanzen Hanoi, Beijing, Shanghai, Mumbai und Taschkent Firmenkunden beim Erschließen neuer Absatzmärkte.

leonard.eggert@LBBWsg.com

www.lbbw.com

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