Trotz der kräftigen Verteuerung der Importe aus dem Euro-Raum durch die Abwertung der Türkischen Lira erhöhte die Türkei 2020 ihre Bezüge aus Deutschland. Im November 2020 betrug der Anstieg der deutschen Exporte in die Türkei 13,0% gegenüber dem Vorjahr.

Der türkische Präsident sucht den Anschluss an Europa. Mit einem Gesprächsangebot an die EU  möchte er der Türkei den „verdienten Platz in der europäischen Familie“ sichern, berichtet die F.A.Z. Die diplomatische Initiative könnte den Ländern am östlichen Mittelmeer neue Impulse geben.

Gespräche sollen Konflikte entschärfen

Die Region ist reich an Konflikten. Vor allem Iran und Saudi-Arabien bemühen sich um die Vorherrschaft. Auch die Türkei sieht sich als Regionalmacht und versucht beispielsweise in Syrien und Libyen Einfluss zu gewinnen. Hinzu kommt die Wiederbelebung des Gebietsstreits um das Seegebiet an der türkischen Küste, um das die Türkei mit Griechenland konkurriert. Die dortigen Gasvorkommen möchte die Türkei nutzen, stößt dabei auf Gegenwehr der EU. Ein weiteres Streitthema mit der EU ist der Status Zyperns. Sollten die Türkei und die EU in diesen Punkten vorankommen, könnte sich auch die wirtschaftliche Entwicklung der Region beschleunigen.

Türkei wächst mit Schlagseite

Die Coronakrise ließ die türkische Wirtschaft lediglich im zweiten Quartal einbrechen. Der Rückgang um 9,9% gegenüber dem Vorjahr konnte bereits im dritten Quartal mit einem Plus von 6,7% teilweise kompensiert werden. Im Gesamtjahr 2020 dürfte das reale BIP sogar etwas zugelegt haben. Allerdings entwickelten sich die außenwirtschaftlichen Rahmendaten deutlich negativer. Die Türkische Lira wertete gegenüber dem Euro im Jahresverlauf um 30% ab. Während die Importe von Januar bis November 2020 um 3,5% stiegen, nahmen die Exporte um 8,3% ab. Das Defizit in  der Handelsbilanz erhöhte sich um 82,5% (jeweils in US-Dollar).

Steigende Preise belasten Haushalte

Stärker noch als außenpolitische Konflikte und wachsender Devisenbedarf setzt die zunehmende Inflation die Regierung unter Druck. Die Zentralbank reagierte mit kräftigen Zinsanhebungen und konnte den Wechselkurs im Dezember 2020 stabilisieren. Mit 17% p.a. liegt der Leitzins seither wieder deutlich über der Inflationsrate von 14,6%. Für ausländische Investoren sind stabile Preise und stabile politische Verhältnisse wichtige Anlagekriterien. Und auf deren Kapital ist die Türkei unter anderem zur Finanzierung des Handelsdefizits angewiesen.

Deutsche Exporte nehmen deutlich zu

Trotz der kräftigen Verteuerung der Importe aus dem Euro-Raum durch die Abwertung der Türkischen Lira erhöhte die Türkei 2020 ihre Bezüge aus Deutschland. Im November 2020 betrug der Anstieg der deutschen Exporte in die Türkei 13,0% gegenüber dem Vorjahr. In den ersten elf Monaten waren es 9,0%. Der deutsche Marktanteil in der Türkei lag im November 2020 bei 11,1%. Deutschland war damit wieder führendes Lieferland vor China und Russland. In den ersten elf Monaten 2020 lag Deutschland mit 9,8% hinter China auf Platz zwei.

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