Die Coronapandemie hat die deutsche Exportwirtschaft noch fest im Griff. Zwar gingen die Exporte im September nur noch um 3,8% gegenüber dem Vorjahr zurück, doch für die ersten neun Monate schlägt weiterhin ein Minus von 11,7% zu Buche.

Der Wahlausgang in den USA hat die Teilnehmer am „Tag der Exportweltmeister“ eindrucksvoll bestätigt. Zwei Drittel der Befragten hatten auf einen Wahlsieg Joe Bidens getippt. Die Sprecher des Eröffnungspanels hatten zuvor klargemacht, dass die USA unabhängig von der Politik ein unverzichtbarer Markt bleiben werden.

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Die Coronapandemie hat die deutsche Exportwirtschaft noch fest im Griff. Zwar gingen die Exporte im September nur noch um 3,8% gegenüber dem Vorjahr zurück, doch für die ersten neun Monate schlägt weiterhin ein Minus von 11,7% zu Buche. Für viele Unternehmen verlief das Geschäft in schnellen Aus- und Abwärtsbewegungen. Nach einem noch recht guten Jahresbeginn brach der Umsatz im zweiten Quartal ein. Viktoria Schütz, geschäftsführende Gesellschafterin des Maschinenbauers DEGUMA-Schütz GmbH, berichtete von einer leichten Erholung der Aufträge im Sommer. Die Nachfrage sei jedoch weiterhin geschwächt, da die Reserven in vielen Unternehmen aufgebraucht seien und neue Investitionen aufgeschoben würden.

Absatzmärkte unterschiedlich betroffen

Michael Pfaff, Vice President der Binder GmbH, berichtete von einer zunehmend unterschiedlichen Entwicklung der Absatzmärkte. Während die meisten Länder noch stark unter der Pandemie litten, habe sich China schnell erholt. Dort nehme der Absatz mit zweistelligen Raten zu und liege damit deutlich über den Erwartungen. Ebenfalls gut entwickele sich Amerika, wo der Umsatz leicht über Vorjahr liege. In Russland seien Aktivitäten in der Batterie- und Impfstoffforschung für einen guten Geschäftsverlauf verantwortlich.

Dr. Andreas Hettich bestätigte die Auf- und Abwärtsbewegung im Umsatz in der Möbelbranche, für die sein Unternehmen Beschläge liefert. Es gebe eine Hinwendung zur heimischen Wohnung, der von den geringeren Ausgaben für Reisen und Mobilität getrieben werde. Allerdings gelte die relativ gute Nachfrage nicht für alle Länder. So sei die Situation beispielsweise in Indien schwierig.

Innovative Lösungen gesucht

„Innovation wird getrieben durch den Austausch mit den Kunden und der Mitarbeiter untereinander. Wir arbeiten gerade daran, das digitale Erlebnis für den Kunden auf der Website zu verbessern“, berichtete Pfaff. Dr. Hettich bestätigte, dass es in der aktuellen Situation eine besondere Herausforderung sei, die Kunden zu erreichen. Sein Unternehmen habe einen Transporter zum Showroom ausgebaut und sei damit zu den Kunden gefahren, um die Produkte auch haptisch zu präsentieren.

Schütz berichtete von einer virtuellen Kundenveranstaltung, die die jährliche Hausmesse ersetzen sollte. An dem digitalen Format wolle man festhalten, sie solle aber noch stärker auch auf ausländische Kunden ausgerichtet werden.

Lieferketten bleiben bestehen

Die Lieferketten hätten erstaunlich gut funktioniert. Dabei habe eine große Entfernung zum Lieferanten den Vorteil, dass man während der langen Transportzeit noch reagieren könne. Bei näherliegenden Lieferanten sei der zeitliche Spielraum wesentlich kürzer. Mit Blick auf den voraussichtlich harten Brexit konsolidiere die Hettich Group die Lieferwege und stocke die Läger auf. Allerdings brächten Lagerbestände nicht viel, wenn das falsche Teil auf Lager liege, schränkte Hettich ein.

Pfaff beschrieb Großbritannien als wichtigen Markt, da es dort viele innovative mittelständische Unternehmen gebe. Gemeinsam mit den Partnern vor Ort bereite sich Binder auf den Brexit vor. Eine Risikoanalyse zeige, dass das Unternehmen von Lieferhemmnissen zwischen Großbritannien und der EU nicht besonders betroffen wäre.

USA bleiben wichtigster Überseemarkt

„Für uns hat der amerikanische Markt, was das ganze Thema Pharma, Automotive, Food & Beverages betrifft, ein sehr großes Potential“, erklärte Pfaff. Amerika sei für sein Unternehmen mit Abstand der größte Markt. Dort habe man noch einiges zu leisten und aufzuholen – unabhängig davon, welcher Präsident nun gewählt werde.

US-Experte sieht anhaltende Handelskonflikte

Dr. Josef Braml betonte in seiner Keynote zum „Tag der Exportweltmeister“, dass die Marktbedingungen härter würden, unabhängig von dem Ausgang der Präsidentschaftswahl. Die eigentliche Herausforderung für die US-Politik sei die Coronapandemie, insbesondere die hohe Verschuldung und die wirtschaftliche Misere.

Die USA würden weiterhin versuchen, aus der wirtschaftlichen und militärischen Abhängigkeit der Verbündeten Kapital zu schlagen. Zudem habe sich der Konflikt zwischen den USA und China durch Corona noch einmal verschärft. China brauche einen äußeren Feind, um von den Schwierigkeiten im Inneren abzulenken. Auch Biden neige zum China-Bashing, das von der Bevölkerung geteilt werde.

gunther.schilling@faz-bm.de

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