Der Dienstleistungsriese will wieder Industriestandort werden.

Waschmaschinen und Solarmodule sind die jüngsten Symbole der neuen US-Handelspolitik. Zölle sollen die heimische Produktion schützen. Die Lieferanten aus Fernost haben bereits protestiert und eine Klage vor der Welthandelsorganisation (WTO) angekündigt. Gleichzeitig schließt Kanada mit den Pazifikanrainern einen neuen Freihandelspakt auf der Basis der Transpazifischen Partnerschaft (TPP), aus der sich die USA zurückgezogen haben. Die jüngste Steuerreform soll Unternehmen motivieren, in den USA zu investieren und Erträge dort zu versteuern. Und die US-Industrie erholt sich tatsächlich …

Nach zwei Jahren schwachen Wachstums konnte die verarbeitende Industrie in den USA 2017 deutlich zulegen. In den ersten drei Quartalen lag die auf das Jahr hochgerechnete, saisonbereinigte Steigerungsrate zwischen 2,0% und 4,0%. 2015 und 2016 betrugen die Zuwächse nur 0,9% bzw. 0,5%. Im Vergleich zur Gesamtwirtschaft ging die Bedeutung der Industrie jedoch weiter zurück. Ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt lag zuletzt noch bei 11,5%. Weiterhin muss ein beträchtlicher Teil der Nachfrage durch Importe gedeckt werden. In den ersten elf Monaten 2017 stieg das Defizit im Warenhandel weiter an. Fast die Hälfte des Fehlbetrags von 732 Mrd USD entfiel auf den Handel mit China.

Die eigentliche Auseinandersetzung um die Zukunft der Globalisierung dürfte jedoch im Dienstleistungsbereich stattfinden: Zum einen fordern die USA von China eine Gegenleistung für die Nutzung amerikanischen Know-hows. Zum anderen errichten die USA und China, aber auch die EU und andere Staaten, rechtliche Schranken für die Tätigkeit internationaler Plattformen – sei es aus Gründen der nationalen Sicherheit oder zum Schutz persönlicher Daten. Jedenfalls spielen die USA ein gefährliches Spiel, das am Ende die Renaissance der Industrie verfehlt und die Dominanz der US-Plattformen im Internet gefährdet.

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