Exporterfolge können auf Dauer nicht ohne eine leistungsfähige Infrastruktur erzielt werden. Die fragile Entwicklung in den vergangenen Jahren belegt die Wettbewerbsprobleme der Region. Was sind die Schwächen der Infrastrukturen in Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Ecuador, Mexiko und Peru? Und wo liegen Geschäftschancen für deutsche Unternehmen, die sich am Ausbau der Infrastruktur beteiligen wollen?

Von Erich Hieronimus, Pressesprecher NER, Coface

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Das Wirtschaftswachstum in Lateinamerika basierte über einen längeren Zeitraum wesentlich auf dem Rohstoffboom, der über ein Jahrzehnt bis etwa 2014 anhielt. Allerdings hatte diese Phase keine Auswirkungen auf die Verbesserung der Infrastruktur. Ab Mitte 2014 wirkten sich die niedrigeren Rohstoffpreise negativ auf die Aktivität in der Region aus und zeigten, wie anfällig die Wirtschaft ist. Die Währungsabwertungen reichten nicht aus, um die Wettbewerbsschwächen der produzierenden Branchen auszugleichen, und führten letztlich zu einer noch schlechteren Handelsbilanz.

Die Probleme der Region und der Unternehmen haben viele Ursachen, unter anderem die Arbeitsgesetze, hohe Steuern, das Bildungssystem, Bürokratie und die unzureichende Infrastruktur. Die Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (ECLAC) hat errechnet, dass die Region bis 2020 jährlich 6,2% ihres Bruttoinlandsprodukts in die Infrastruktur investieren müsste – zurzeit schafft keines der wichtigsten Länder mehr als 3%.

Unzureichende Transportinfrastruktur vermindert Wettbewerbsfähigkeit

Der Global Competitiveness Index analysiert verschiedene Aspekte der Infrastruktur und identifiziert eine Reihe von Notwendigkeiten:

  • Die Transportinfrastruktur ist deutlich unzureichend in Argentinien, Brasilien, Kolumbien und Peru.
  • Der Straßenzustand ist die Achillesferse der Länder in Lateinamerika.
  • Die schlechte Qualität der Häfen ist besonders in Brasilien ein großes Problem. Bisweilen ist der Transport von Gütern ins Ausland billiger als der im Inland.

Saubere Energien: Chance für die Entwicklung

Die Energiegewinnung in der Region hängt stark an der Wasserkraft und thermischen Quellen. Wie in anderen Regionen der Welt auch ist davon auszugehen, dass sich diese Abhängigkeit reduziert. Während die Nutzung von Thermoenergie teuer ist und Umweltprobleme verursacht, führt der Bau von Wasserkraftwerken oft zu Protesten der lokalen Bevölkerung. Viele Länder haben in den vergangenen Jahren längere Dürreperioden aufgrund des El-Niño-Wetterphänomens erlebt. Dies hat gezeigt, dass die Abhängigkeit von Wasserkraft riskant ist.

Chile ist eines der Länder, die auf die Entwicklung sauberer Energien setzen. Die Regierung hat für 2025 das Ziel gesetzt, 20% des Stroms aus nichtfossilen, erneuerbaren Energien zu produzieren. Es wird erwartet, dass damit die Produktionskosten um ein Drittel sinken. Argentinien hat ebenfalls Pläne für erneuerbare Energien und ein Versteigerungsprogramm für deren Entwicklung und Ausbau aufgelegt. Während der ersten beiden Runden im vergangenen Jahr kamen 59 Projekte mit einem Gesamtwert von 4 Mrd USD zur Versteigerung.

Investitionen nötig: PPPs Ausweg aus begrenzten Regierungsbudgets?

Da sich die öffentlichen Haushalte unter Druck befinden, gewinnen Public Private Partnerships (PPPs) an Bedeutung. Um aber private Investitionen noch stärker anzuschieben, müssen einige Defizite beseitigt werden: Mangelnde Transparenz, unattraktive Konditionen, wenige und begrenzte Finanzierungsquellen sind nur einige davon.

Laut Economist Intelligence Unit Indicator for PPP Environments bieten Chile und Kolumbien die besten Voraussetzungen für solche Projekte. Die Ausgabe 2017 des Reports belegt die stetige Entwicklung des Modells in der Region, wenngleich die Transparenz der PPP-Prozesse noch verbessert werden muss. Korruptionsskandale verzögern Investitionen und sorgen für Misstrauen bei ausländischen Geldgebern. Spürbare Strafen sind wichtig für das Vertrauen und das Interesse an den Projekten.

Ergebnisse von Infrastrukturinvestitionen verbessern

Um die Wirkung von Investitionen zu optimieren, sind einige Aspekte wichtig:

  • Mehr Finanzierungsmöglichkeiten nötig: Den generellen Mangel an Finanzierungsquellen sehen Unternehmer als größte Hürde für private Investitionen.
  • Neue Investoren finden: Neue potentielle Investoren zu finden und zu interessieren ist wichtig, um den Wettbewerb zu stimulieren.
  • Politik muss Anreize schaffen: Attraktive Renditeaussichten und klare regulatorische Rahmenbedingungen könnten das Interesse privater Investoren wecken und stärken.
  • Transparenz, interne Regeln und Compliance stärken: Maßnahmen in diesen Bereichen würden gegen Fälle von Bereicherung, Betrug und Korruption bei infrastrukturellen Bauprojekten helfen.

erich.hieronimus@coface.com

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