Die fortschreitende Globalisierung der Märkte spiegelt sich in den durchschnittlichen Tagesumsätzen der weltweiten Devisenmärkte: Sie stiegen seit 2004 um 176%. Der Löwenanteil entfällt nach wie vor auf den US-Dollar, doch mit rückläufiger Tendenz. Dagegen gewinnen Nebenwährungen deutlich an Boden. Russischer Rubel und Türkische Lira etwa verzehnfachten ihren Anteil in den vergangenen Jahren. Damit stellt sich zunehmend auch die Frage nach ihrer Absicherung.

Von Martin Keller, Leiter Anlage- und Risikomanagement der Mittelstandsbank, Commerzbank AG

Grenzüberschreitende Geschäfte in Euro, US-Dollar oder Britischen Pfund sind für deutsche Mittelständler längst „Business as usual“. Doch ein wachsender Teil des deutschen Außenhandels entfällt heute bereits auf Länder wie Polen, Tschechien, Ungarn, die Türkei und natürlich China sowie andere Emerging Markets Asiens.

Gerade deren oft weniger liquide Währungen können starken Schwankungen unterliegen. Sollte man also Verträge mit Geschäftspartnern in solchen Währungsgebieten ausschließlich in Euro oder US-Dollar abschließen, wie es heute noch gängige Praxis ist? Dies schützt zwar vor unerwarteten nachteiligen Wechselkursveränderungen bei den Fremdwährungen, verschlechtert aber die Wettbewerbsposition des deutschen Unternehmens: Das Währungsrisiko wird auf den ausländischen Geschäftspartner verlagert, der sich dies bezahlen lässt – oder einem Wettbewerber den Zuschlag gibt, der ihm dieses Risiko abnimmt.

Verhandlungsposition verbessern

Deshalb empfiehlt es sich, mit einer effektiven Absicherung in der Währung des Handelspartners zu fakturieren und sich so eine bessere Verhandlungsposition zu verschaffen. Weil der Partner dadurch kein Währungsrisiko mehr eingeht, ist er oft zu Preiszugeständnissen bereit.

Zur Absicherung der Risiken stehen je nach Währungspaar die passenden Produkte bereit. Wie deren Einsatz in der Praxis vonstatten geht, zeigt das Beispiel der Piller Blowers & Compressors GmbH. Das über 100-jährige Unternehmen mit Sitz in Moringen/Niedersachsen bietet als weltweit führender Hersteller von Hochleistungsgebläsen und Turbokompressoren für die Prozessindustrie ein breites Spektrum an Sonderventilatoren für unterschiedlichste Anwendungen sowie Systemlösungen rund um den Industrieventilator. Nils Englund, Geschäftsführender Gesellschafter, hat Piller im Jahr 2001 übernommen und die weltweite Positionierung der Firma vorangetrieben. Mittlerweile fertigen die mehr als 300 Mitarbeiter circa 700 Industrieventilatoren im Jahr.

Kunden kommen aus der ganzen Welt – die GmbH liefert mehr als 85% ihrer Produktion ins Ausland. Die Hauptabsatzmärkte liegen in den USA und Südostasien, insbesondere im Wachstumsmarkt China. Im Zuge der Internationalisierung wurden deshalb sowohl in Singapur, in den USA als auch in China und Korea Vertriebs- und Servicestandorte eröffnet.

Herausforderung Renminbi

Im Währungsmanagement bedeutet die Internationalisierung allerdings eine große Herausforderung für die Piller GmbH. Und das gilt insbesondere für den chinesischen Markt. Denn die Währung des Landes – der Renminbi (CNY) – ist nicht frei konvertierbar. Viele Unternehmen wickeln ihre Geschäfte deshalb in Euro oder US-Dollar ab. Das wird von den chinesischen Geschäftspartnern jedoch nur ungern gesehen. „Unser Anspruch war es, Währungsrisiken selbst zu steuern, um unsere Geschäftsergebnisse zu stabilisieren sowie über eine größere Kalkulationssicherheit zu verfügen“, so Englund.

Im Rahmen einer intensiven Beratung analysierten die Spezialisten der Hausbank zunächst die Währungsrisiken. Dafür konnten sowohl das Researchangebot als auch Währungsprognosen der Bank genutzt werden. Das Ergebnis war ein Kurswechsel – im wahrsten Sinne des Wortes. Für das Unternehmen wurde ein Renminbi-Konto in CNH, dem sogenannten Offshore-Renminbi, eröffnet. Diese Währung ist das Ergebnis einer Liberalisierung des Renminbi durch die chinesische Regierung. Sie erklärte Hongkong zum ersten „Offshore Renminbi Center“ und ermöglichte so die Verwendung der Währung bei Auslands- und Kapitalmarktgeschäften. Der CNH ist frei konvertierbar und entwickelt sich – durch entsprechende Engagements der People’s Bank of China – weitgehend synchron zum CNY, dem Onshore-Renminbi. Mit einem CNH-Konto sind problemlos Überweisungen auf ein CNY-Konto in China möglich – und umgekehrt. Durch dieses Renminbi-Konto profitiert Piller vor allem von einer wesentlichen Vereinfachung der Währungsabsicherung.

Auf diese Weise wurde gemeinsam ein aktives Währungsmanagement aufgebaut, das eine zuverlässige Planung trotz schwankender Wechselkurse ermöglicht. Dabei kann das Unternehmen für seine CNH-Geschäfte neben klassischen Devisentermingeschäften, Devisenswaps sowie Optionen auch strukturierte Devisentermingeschäfte zur Verbesserung des Umtauschergebnisses nutzen.

Lösungen für nicht frei konvertierbare Währungen

Eine besondere Herausforderung ist die Risikosteuerung bei „exotischen“ Währungen, bei denen es nicht wie im Falle Chinas eine Offshorealternative gibt. Mehr Kalkulationssicherheit erhalten Unternehmen hier durch sog. „Non Deliverable“-Währungsinstrumente. Sie reichen von einfachen Terminkursfestschreibungen (Non Deliverable Forwards) bis zu individuellen Optionsstrukturen (Non Deliverable Options), mit denen zusätzlich die Chancen günstiger Kursentwicklungen genutzt werden können. Im asiatischen Raum kommen diese Instrumente bei den Währungen Indiens, Indonesiens, Malaysias, der Philippinen, Südkoreas und Taiwans zum Einsatz.

Beim Non Deliverable Forward (NDF) wird ähnlich wie bei einem konventionellen Terminkontrakt ein Terminkurs für die gewünschte Laufzeit berechnet. Es kommt allerdings nicht zu einem tatsächlichen Währungstausch, sondern nur zu einem Barausgleich: Der am Fälligkeitstag aus der Differenz zwischen dem vereinbarten Terminkurs und dem Referenzkurs ermittelte Wert wird durch Barausgleich in Euro oder US-Dollar zwischen den Vertragspartnern verrechnet. Unternehmen erhalten auf diese Weise Kalkulationssicherheit. Verändert sich der Kurs allerdings zu ihren Gunsten, partizipieren sie nicht daran: Sie sind an den vereinbarten Terminkurs gebunden.

Die Non Deliverable Option (NDO) geht einen Schritt weiter: Sie ermöglicht auch bei nicht frei handelbaren Währungen ein chancenorientiertes Währungsmanagement sowie die Absicherung von Grundgeschäften, deren Zustandekommen beispielsweise während der Angebotsphase noch nicht feststeht. Gegen Zahlung einer Optionsprämie erhält der Käufer bei der Standard-NDO ohne weitere Verpflichtungen das Recht, eine für ihn vorteilhafte Kursdifferenz zwischen Basispreis der Option (Strike) und Referenzkurs bei Fälligkeit zu vereinnahmen. Auch hier erfolgt also kein physischer Währungsaustausch, sondern ein Barausgleich.

Zusätzlich hat die Commerzbank eine NDO-Absicherungsstrategie entwickelt, die ohne direkten Prämienaufwand eine anteilige Partizipation – beispielsweise zu 50% – an günstigen Wechselkursveränderungen möglich macht. So lässt sich etwa ein verbindlicher „Worst Case“-Absicherungskurs vereinbaren, der etwas ungünstiger als der eigentliche NDF-Terminkurs ist, gleichzeitig aber eine Beteiligung an Kursgewinnen bietet. Ein Unternehmen mit Zahlungsverpflichtungen in einer Währung kann so Vorkehrungen gegen deren Aufwertung treffen, partizipiert aber anteilig an einer eventuellen Abwertung.

Durch Partizipationsmöglichkeiten an Wechselkursveränderungen sind Außenhandelsunternehmen oft erst in der Lage, flexibel auf den Preisdruck internationaler Wettbewerber aus anderen Währungsräumen zu reagieren.

Indirektes Risiko beachten

Neben dem direkten Risiko bei Fremdwährungsgeschäften besteht bei Euro-basierten Vereinbarungen ein indirektes Währungsrisiko, wie folgendes Beispiel zeigt: Ein Zulieferer für Landmaschinen fakturiert seine Waren in Euro. Wie viel der von ihm belieferte Landmaschinenhersteller in seinem Heimatmarkt verkaufen kann, hängt nicht zuletzt vom betreffenden Wechselkurs ab: Bei einem starken Euro steigt der Preis der Maschinen, die Absatzzahlen gehen zurück, es werden weniger Teile beim Zulieferer geordert. Um sich dagegen abzusichern, kauft der Zulieferer eine Euro-Call-Option/Put-Option auf die Währung des ausländischen Abnehmers. Steigt der Euro-Kurs, übt der Zulieferer die Option am Fälligkeitstag aus und erhält dadurch einen finanziellen Vorteil. Fällt er hingegen, sinken die Einkaufskosten für die Zulieferteile, was die Nachfrage nach den Landmaschinen, sprich den Waren des Zulieferers, begünstigt. Eine Optionsausübung findet in diesem Fall nicht statt.

Kontakt: martin.keller[at]commerzbank.com

17 replies on “Nebenwährungen sind keine Nebensache!”

Comments are closed.

Aktuelle Beiträge

Cookie-Einwilligung mit Real Cookie Banner