Industrie- und Handelsunternehmen können im Warenverkehr mit Freihandelszonen bei der Verzollung Geld sparen. Es gibt jedoch zahlreiche Stolperfallen: tarifäre und nichttarifäre Handelshemmnisse, eine schwerfällige Bürokratie, mangelnde Rechtssicherheit, geographische, kulturelle und regionale gesetzliche Unterschiede sowie die regional unterschiedlichen Interpretationen und Ausführungen von Zollvorschriften und Vorgaben.

Von Arne Mielken, Senior Trade Specialist, Amber Road

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Um Investoren ins Land zu locken, hat die Volksrepublik China zahlreiche Sonderwirtschaftszonen bzw. Freihandelszonen (FHZ) eingerichtet. Für deutsche Firmen sind vor allem die FHZ Schanghai, Guangdong und Tianjin wegen ihrer Hafennähe interessant. Die 2016 neu genehmigten FHZ im Hinterland werden in den nächsten Jahren jedoch wohl an Bedeutung gewinnen. Darüber hinaus versuchen auch andere Städte, FHZ zu gründen, um für Auslandsinvestitionen attraktiver zu werden.

Die heute bestehenden FHZ weisen zum Teil große Unterschiede in ihren wirtschaftlichen, steuerlichen und finanztechnischen Rahmenbedingungen auf. Ebenso ist die Zollabwicklung von den Verwaltungen der einzelnen FHZ unterschiedlich und individuell geregelt. Angesichts dieser Vielfalt ist der Im- und Export von Vormaterialien und Fertigwaren unter Einbeziehung von FHZ hürdenreich und anspruchsvoll.

Regionale und lokale Besonderheiten

Insgesamt ist Verzollung in China ein komplexes Thema. Dazu tragen tarifäre und nichttarifäre Handelshemmnisse, eine schwerfällige Bürokratie, mangelnde Rechtssicherheit, geographische, kulturelle und regionale gesetzliche Unterschiede genauso bei wie die regional unterschiedlichen Interpretationen und Ausführungen von Zollvorschriften und Vorgaben. Für den Import von Lebensmitteln müssen dazu neben den allgemeinen Zollbestimmungen auch die Vorschriften der „China Inspection & Quarantine“-Behörde (CIQ) und weitere lokale Vorschriften beachtet werden. Diese ändern sich häufig und oft ohne Vorwarnung, so dass größte Sorgfalt geboten ist. Das Gleiche gilt für Gefahrgutvorschriften, die durchaus unterschiedlich interpretiert werden.

Zu den lokalen Besonderheiten gehört, dass die Zollbehörde von Schanghai seit 2016 den Import in die FHZ auf Basis von Seefrachtmanifesten genehmigt. Die Zollanmeldung muss erst nach der Einfuhr innerhalb von 14 Tagen erfolgen. Die Waren können so ohne lange Wartezeiten direkt zu einem Lager in der FHZ transportiert werden. Dies ist für temperaturgeführte Güter wichtig, um eine nahtlose Kühlkette zu garantieren. Auf alle Waren, die in die FHZ geliefert werden, müssen Zollgebühren und andere Abgaben (Mehrwertsteuer, Verbrauchsteuern) erst bezahlt werden, wenn sie ins Inland geliefert werden. Gehen sie ins Ausland, sind keine Abgaben (Zoll oder Steuern) fällig. Diese Regelung gilt auch für den Onlinehandel.

Innerhalb der Schanghai-FHZ kann die Grenzabfertigung aller Frachtbriefe seit 2016 monatlich oder sogar vierteljährlich erfolgen. Außerdem können importierte und exportierte Waren auf einem Kollektivformblatt zusammengefasst werden, um Abfertigungskosten zu sparen. Güter, die die FHZ Schanghai verlassen, müssen jeweils von der Zollbehörde „freigegeben“ werden. Dafür sollte der Ausführer zwei bis drei Tage einkalkulieren.

IT, Rechts- und Sprachkenntnisse

Um erfolgreich die Vorteile von FHZ in China zu nutzen, braucht es angesichts der komplexen und vielfältigen Bestimmungen profunde Kenntnisse der chinesischen Zollverfahren, gepaart mit Rechtskompetenz und Sprachkompetenz in Chinesisch. Eine richtige, vollständige und schlüssige Dokumentation ist grundlegend für den Zugang zum chinesischen Markt, aber auch für Exporte und Veredlungsverkehre.

Um Fehler zu vermeiden, empfiehlt sich eine IT-gestützte, automatisierte Ein-, Aus- und Durchfuhrabwicklung. Die Siemens AG entschied sich beispielsweise für das China-Trade-Management-Tool von Amber Road zur Automatisierung und Zentralisierung von Ein- und Ausfuhrprozessen. Im Rahmen des China-Trade-Managements werden tagesaktuelle Zoll- und Handelsdaten über ein von Amber Road gepflegtes On-Demand-Portal zen-tral bereitgestellt. Komplexe behördliche Auflagen für General und Processing Trade können so problemlos erfüllt werden. Die Bereitstellung tagesaktueller Handelsdaten verhindert Unterbrechungen der Supply-Chain – ein entscheidender Vorteil bei der wachsenden Regulierungswut, mit der China versucht, sein Wirtschaftswachstum zu steuern. Siemens kann mit Hilfe der Amber-Road-Applikationen konsequent Zollpräferenzen ausnutzen. Gleichzeitig verfügt das Unternehmen über vollständig dokumentierte, auditierbare Ein- und Ausfuhrkon-trollen. Diese sind zudem konzernweit einheitlich. Mit Hilfe der Software konnte Siemens Kosten und Zeitaufwand für die Zollabwicklung in China senken.

Lösungen für den Mittelstand

Gerade weil China so ein attraktiver Beschaffungs-, Produktions- und Exportmarkt ist, sollte bei Themen wie Dokumentenerstellung, Lieferantenerklärungen, Ursprungsbestimmung oder Zollcompliance nichts dem Zufall überlassen werden – denn jeder dieser Aspekte kann die Supply-Chain-Performance beeinflussen. Durch die Automatisierung von Produktqualifizierung, Ursprungsmanagement, Dokumentenmanagement und Zollprozessen können die Vorteile von Freihandelszonen in China kosteneffizient gehoben werden. Cloudbasierte On-Demand-Lösungen sind nicht nur für Großkonzerne, sondern auch für Mittelständler erschwinglich. Sie lassen sich schnell und kostengünstig implementieren und generieren sofort einen Mehrwert in Form von Prozessbeschleunigung und Zolleinsparungen. Ferner lassen sie sich in CRM-, ERP- und Logistiksysteme integrieren.

Fazit

Für den Erfolg im China-Handel braucht es ein proaktives Vorgehen. Die Digitalisierung und Automatisierung der Im- und Exportprozesse gewährleistet eine rechtskonforme Lieferfähigkeit. Handels- und Industrieunternehmen können ihre Wettbewerbsposition durch das systematische Ausschöpfen der Handelsvorteile in Freihandelszonen weiter verbessern. Hierfür braucht es Know-how, IT-Unterstützung und Erfahrung.

Interessante Links

Weitere wertvolle Informationen über ­Chinas Freihandelszonen finden Sie unter:

http://en.china-shftz.gov.cn/

http://www.ftz-shanghai.com/

http://en.shftz.gov.cn

http://www.gzns.gov.cn

http://www.china-tjftz.gov.cn

http://en.china-tjftz.gov.cn/

http://www.ccfta.com/eng/

http://www.china-fjftz.gov.cn/

http://en.hubei.gov.cn/news/newslist/201609/t20160907_894646.shtml

http://www.gochengdu.cn/news/Highlights/sichuan-to-set-up-free-trade-zone-a3551.html

http://english.dlftz.gov.cn/

Weitere Informationen über Amber Roads China-Trade-Management finden Sie HIER.

Kontakt: ArneMielken@AmberRoad.com

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