Von diesem Herbst an wird die Bank of China in Frankfurt am Main ein Renminbi-Clearing ermöglichen. Es wird das erste derartige Angebot im Euro-Raum sein. Insbesondere für mittelständische Unternehmer werden Geschäfte mit China dadurch erheblich erleichtert. Die Vereinfachungen – etwa im Zahlungsverkehr – werden für die deutsche Exportwirtschaft erhebliche Kostensenkungsmöglichkeiten mit sich bringen.

Von Matthias Grabbe, Direktor Abteilung Währungen/Kundenberatung, BHF-BANK & Chin-Mei Juan, Senior Regional Manager, Financial Institutions/Emerging Markets, BHF-BANK

China nimmt nach dem beeindruckenden Wachstum der vergangenen zwei Jahrzehnte in der Weltwirtschaft eine herausragende Stellung ein. Der Renminbi, die Währung Chinas, hat jedoch noch nicht die Bedeutung von US-Dollar, Euro, Pfund und Yen. Der Grund hierfür sind unter anderem politische Vorgaben. So ist der Renminbi nur eingeschränkt konvertibel.

Nun will China die internationale Geltung der eigenen Währung durch Liberalisierungen stärken. Die Quote des internationalen Zahlungsverkehrs mit China, die in Renminbi abgewickelt wird, ist in den vergangenen Jahren bereits rasch auf 12% angestiegen. Doch noch sind Zahlungen in US-Dollar der Standard. Das soll sich ändern und der Renminbi weltweit zu einer der wichtigsten Währungen für die Abwicklung von Zahlungen werden. In weiteren Schritten könnte die Währung Chinas für Investitionen in Kapitalanlagen Bedeutung gewinnen und sich schließlich neben US-Dollar und Euro als dritte Reservewährung der Welt etablieren.

Die wachsenden Handelsgeschäfte und Anlagen in Renminbi wickelt China über Offshore-Hubs ab. Der mit Abstand wichtigste ist Hongkong. In den vergangenen Monaten hat China die Einrichtung von ersten Renminbi-Hubs in Europa angekündigt. Frankfurt am Main, London, Paris und Luxemburg sind die ausgewählten Standorte, die auf einen Gewinn an Geschäft und Prestige hoffen. An den Devisenmärkten gilt die Internationalisierung des Renminbi als das wichtigste Ereignis seit der Einführung des Euro.

Renminbi onshore (CNY) und offshore (CNH)

Renminbi, oft abgekürzt RMB, ist die Bezeichnung für die chinesische Währung und bedeutet so viel wie „Volksgeld“. Die Währungseinheit ist der Yuan. Der Wechselkurs für den Yuan (ISO-Code CNY) wird am inländischen Devisenmarkt (onshore) ermittelt. Der Renminbi ist für Zahlungen in Verbindung mit Leistungstransak­tionen (Waren- und Dienstleistungshandel) konvertierbar, das heißt im chinesischen Inland gegen Fremdwährung tauschbar. Das Renminbi Trade Settlement Program ermöglicht darüber hinaus praktisch uneingeschränkt Renminbi-Zahlungen zwischen Festlandchina und dem Rest der Welt, sofern diese auf Import- oder Exportaktivitäten von Unternehmen basieren. Kapitalverkehrstransaktionen unterliegen noch weitgehenden Beschränkungen. Transfers sind nur im Rahmen des QFII-Programms (Qualified Foreign Institutional Investors/onshore) bzw. des RQFII-Programms (Renminbi Qualified Foreign Institutional Investors/offshore) möglich.

Neben dem offiziellen ISO-Code (CNY) wird in der Finanzmarktpraxis auch das Kürzel CNH verwendet. Es beschreibt Yuan, die außerhalb von Festlandchina (offshore) gehandelt werden. Bisher sind nur chinesische Geschäftsbanken in Hongkong, Singapur und Taipeh als Clearingbanken für CNH-Renmimbi-Transaktionen zugelassen. Aufgrund der Kapitalverkehrsbeschränkungen bilden sich unterschiedliche Wechselkurse und Zinskurven für CNY und CNH. Die Währungsbehörde greift nicht in die Preisbildung des CNH ein, in der Praxis lagen die Wechselkurse seit Anfang 2011 in einigen Phasen um bis zu 2% auseinander.

Renminbi-Clearing in Frankfurt am Main

Ende März bekräftigte der chinesische Staatspräsident Xi Jinping bei seinem Besuch in Deutschland die zuvor von der People‘s Bank of China, der chinesischen Zentralbank, und der Deutschen Bundesbank unterzeichnete Absichtserklärung, ein Renminbi-Clearing und Settlement in Frankfurt am Main zu ermöglichen. Mit der im Juni getroffenen Entscheidung, dass die Frankfurter Niederlassung der Bank of China als Clearingbank fungieren wird, konkretisiert sich das Vorhaben. Voraussichtlich wird die Bank im November mit ihrem neuen Angebot an den Start gehen und sich dann allmählich zur umfassenden Plattform für die Handels und Investitionsfinanzierungen mit Bezug auf China entwickeln.

Die Bank of China wird als Clearingbank über einen Zugang zum inländischen chinesischen Zahlungsverkehrssystem und über die Möglichkeit der Refinanzierung bei der chinesischen Zentralbank verfügen. Auf der Euro-Seite soll ein Zugang zu TARGET 2, dem Echtzeitclearingsystem für den Euro, bestehen. Eine Swapvereinbarung zwischen der People‘s Bank of China und der EZB wird es der EZB beziehungsweise der Deutschen Bundesbank ermöglichen, im Notfall Renminbi-Liquidität bereitzustellen.

Die Clearingbank wird für Geschäftsbanken die Renminbi-Kontoführung und die Ausführung von Kundenzahlungen übernehmen. Sie soll Kreditlinien gewähren und Belastungen und Gutschriften aus Devisenkassageschäften ermöglichen. Die Abwicklung von Termingeschäften ist, wegen der EMIR-Anforderungen vorerst nicht vorgesehen.

Anfang Juli hat China entschieden, dass über den Finanzplatz Frankfurt am Main bis zu 80 Mrd Yuan (rund 9,5 Mrd EUR) direkt im chinesischen Kapitalmarkt angelegt werden können (RQFII-Summe für Deutschland). Damit wird es erstmals möglich sein, in Deutschland gehaltene Renminbi-Guthaben ohne Umwege in China zu investieren. London und Paris haben Kontingente in gleicher Höhe erhalten und treten als Wettbewerber um die lukrativen Geschäfte mit dem Renmin-bi auf. Frankfurt am Main hat in dieser Konkurrenz eine gute Ausgangsposition, denn Deutschland ist der mit Abstand größte Handelspartner Chinas in der EU. Die Finanzgeschäfte am Börsenplatz verfügen damit über eine solide realwirtschaftliche Basis. Gerade beim deutschen Mittelstand, der intensive Beziehungen zu China aufgebaut hat, besteht großes Interesse daran, die geschäftlichen Kontakte zu vereinfachen.

Vorteile für den Mittelstand

Bisher sind deutsche Unternehmen gezwungen, für Renminbi-Finanzierungen über den Hongkonger Offshore-markt zu gehen. Insbesondere für den Mittelstand, der anders als internationale Konzerne meist nicht über eine Nieder­lassung in der ostasiatischen Metropole verfügt, ist aufgrund der Zeitverschiebung von sieben Stunden eine zeitnahe Treasury-Disposition nur sehr umständlich darstellbar. Zudem behindert der derzeit meist noch nötige Umrechnungsschritt von Euro in US-Dollar das zügige Handeln. In Zukunft werden gleichtägige Zahlungen möglich sein. Durch die Abwicklung von grenzüberschreitenden Zahlungen in Renminbi auf direktem Wege sind zudem Kostenvorteile für deutsche Unternehmen zu erwarten. Einer Schätzung zufolge könnte die deutsche Wirtschaft durch das Renminbi-Clearing in Frankfurt am Main pro Jahr rund 500 Mio EUR sparen.

Emission von Renminbi-Anleihen

Für das Management von Währungs­risiken wird es wesentlich darauf ankommen, inwieweit sich ein liquider Renminbi-Markt entwickelt. Eine zentrale Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang Renminbi-Anleihen zu. Die Emission von Renminbi-Anleihen wird mittelständischen Firmen zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten eröffnen. Sehr positiv ist in dieser Hinsicht, dass seit der Ankündigung, dass eine Clearingbank eingerichtet werden soll, in Frankfurt am Main bereits drei Renminbi-Anleihen begeben wurden.

Banken mit Devisenmarktkompetenz werden in Zukunft Treasury-Produkte wie Cashmanagement und Cashpooling, Schuldscheindarlehen und generell Devisengeschäfte anbieten können, die den Handel mit China erheblich vereinfachen werden. Für Anleger wird sich ein leichterer Zugang zu Aktien und Anleihen chinesischer Unternehmen ergeben. Insbesondere das von der Deutschen Bundesbank ins Spiel gebrachte Clearing House Model kann zudem perspektivisch auch Investmentprodukte wie ETF, RMB-denominierte Fondsprodukte und Zertifikate ermöglichen.

Liberalisierung wird Geschäfts­beziehungen vereinfachen

Frankfurt am Main hat gute Voraussetzungen, das führende Renminbi-Clearingzentrum für die gesamte Euro-Zone zu werden. Sollte sich der Renminbi – wie anzunehmen ist – zu einer der wichtigsten Währungen der Welt entwickeln, bedeutet dies eine erhebliche Stärkung des Finanzplatzes.

Härtester europäischer Konkurrent Frankfurts wird voraussichtlich London werden, wo die China Construction Bank (CCB) eine Clearinglizenz erhalten hat. In London dürfte das Clearing für Finanzprodukte im Vordergrund stehen. Paris und Luxemburg werden sich vermutlich auf Segmente des Investmentbankings beziehungsweise die Bedürfnisse der Fondsindustrie konzentrieren.

Die Initiative Chinas zur Währungsliberalisierung wird die Geschäftsbeziehungen zwischen deutschen Unternehmen und chinesischen Partnern vereinfachen und damit zu einer Ausweitung des Geschäftsvolumens beitragen. Bis zur vollen Konvertierbarkeit der chinesischen Währung wird es noch einige Jahre dauern, doch mit der Etablierung verschiedener Renminbi-Clearingzentren in Europa ist hierzu ein wichtiger Schritt getan.

Kontakt: matthias.grabbe[at]bhf-bank.com ; chin-mei.juan[at]bhf-bank.com

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