Die Türkische Lira war am Ende zu stark gefallen. Mit einem beherzten Zinsschritt signalisierte die Türkische Zentralbank am gestrigen Abend Widerstand gegen eine weitere Abwertung. Der Zinssatz für Ausleihungen im späten Liquiditätsfenster wurde von 13,5% auf 16,5% erhöht.

Die Türkische Lira war am Ende zu stark gefallen. Mit einem beherzten Zinsschritt signalisierte die Türkische Zentralbank am gestrigen Abend Widerstand gegen eine weitere Abwertung. Der Zinssatz für Ausleihungen im späten Liquiditätsfenster wurde von 13,5% auf 16,5% erhöht. Die übrigen Zinssätze blieben unverändert. Nach diesem Schritt erholte sich die Türkische Lira heute deutlich auf 5,36 TRY/EUR. Vor dem Hintergrund einer robusten Konjunktur drohen der Türkei geldpolitische Turbulenzen.

Quelle: Deutsche Bundesbank.

Vertrauen fehlt

Die türkische Notenbank steht unter Druck, seit Präsident Erdogan eine stärkere Kontrolle der Geldpolitik angekündigt hat. Dabei macht er die hohen Zinsen für die gestiegene Inflation verantwortlich. Diese kostenorientierte Begründung von Preissteigerungen ist im aktuellen konjunkturellen Umfeld jedoch wenig überzeugend. Wesentlich stärker dürfte sich die Abwertung auf den Importpreisen niedergeschlagen haben, die wiederum durch einen Vertrauensverlust in die finanzielle Stabilität des Landes ausgelöst wurde.

Vorwürfe der Politik

Eine weitere politische Zuspitzung erfährt die Diskussion um die Entwicklung der türkischen Währung durch Schuldzuweisungen der türkischen Regierung an ausländische Kräfte. Diese wollten den US-Dollar nutzen, um einen Wahlsieg der AKP zu verhindern, wird der Stellvertretende Ministerpräsident Bekir Bozdağ in der Hurriyet  zitiert. Sein Kollege Mehmet Simsek äußerte dagegen Verständnis für die Zinsanhebung der Notenbank und begrüßte die Wiederherstellung der geldpolitischen Glaubwürdigkeit.

Inflation belastet Verbraucher

Die türkische Inflationsrate liegt seit Monaten im zweistelligen Bereich. Zuletzt stiegen die Verbraucherpreise im April um 10,85%. Besonders kräftig erhöhten sich die Kosten für Wohnungsausstattung und -instandhaltung (+16,75%) und Transport (+16,45%). Preistreiber sind hier in der Regel die starke Nachfrage, steigende Lohnkosten, höhere Treibstoffkosten durch die gestiegenen Rohölpreise, die Wechselkurseffekte auf die Preise importierter Güter.

Zinsanstieg dürfte sich fortsetzen

Als Maßnahmen zur Eindämmung dieses Preisauftriebs sind nach herrschender Meinung Zinsanhebungen, Einschränkungen der Staatsausgaben, verlässliche Wirtschaftspolitik und insgesamt stabilere Rahmenbedingungen für Unternehmen geeignet. Hilfreich wäre es schon, wenn die Unabhängigkeit der Zentralbank sichergestellt wäre. Weitere Zinsanhebungen in den USA werden die Währungen der Schwellenländer weiter unter Druck setzen. Darauf dürften deren Zentralbanken mit weiteren Zinserhöhungen reagieren.

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