Laos ist als Binnenland ohne Zugang zum Meer geographisch gegenüber seinen Nachbarn im Nachteil. Doch die natürliche Energiequelle Wasserkraft, der enge Austausch mit China und die politische Stabilität bilden die Grundlage für eine hohe Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit der laotischen Wirtschaft. Ein Schwachpunkt ist die hohe Auslandsverschuldung, die jedoch in ertragreiche Projekte fließt. Daher dürfte sich auch die finanzielle Situation des Landes in den kommenden Jahren verbessern.

Von Christoph Witte, Direktor Deutschland, Credimundi, Member of the Credendo Group

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Im vergangenen Jahrzehnt wies Laos mit durchschnittlich 7,8% das robusteste Wirtschaftswachstum Asiens auf. Dank wichtiger Investitionen in die Energiegewinnung aus Wasserkraft und relativ diversifizierter Exporte, die von Elektrizität und Bergbau bis hin zu einer rasch wachsenden Tourismusindustrie reichen, setzt sich dieser Trend Prognosen zufolge in den kommenden Jahren fort (+7,4%). Da nahezu 30% der laotischen Gesamtausfuhren auf den Export von Kupfer und Energie aus Wasserkraft entfallen, ist die Wirtschaft leicht anfällig für niedrigere Kupferpreise, den Konjunkturabschwung in China, sowie für etwaige geringere Direktinvestitionen in einem Klima zunehmender globaler Risikoaversion. Dieses moderate Risiko spiegelt sich in einem anhaltenden, hohen (jedoch zurückgehenden) Leistungsbilanzdefizit wider (50% der Exporterlöse von 2015), das auf hohe Importe aufgrund von Wasserkraftprojekten und den fehlenden Meereszugang des Landes zurückzuführen ist.

Investitionen in Wasserkraftwerke

Dennoch dürfte die kleine laotische Volkswirtschaft weiterhin vergleichsweise hohe ausländische Direktinvestitionen in Wasserkraftwerke erhalten, da sich das Land zur „Batterie Südostasiens“ entwickeln möchte. Tatsächlich verfügt Laos über eine ideale Lage in der Mekong-Region zwischen den Nachbarländern Thailand, Vietnam und China, in die es Strom exportiert (in Höhe von 10% der gesamten Exporterlöse). Trotz des nachlassenden Wachstums in China gibt es in der Region einen stetig wachsenden Strombedarf, zu dessen Deckung Laos dank neuer Wasserkraftwerke, die in diesem Jahr in Betrieb gehen oder künftig noch geplant werden, beitragen kann.

Daher wird erwartet, dass die höheren Stromexporte, insbesondere nach Thailand, das Leistungsbilanzdefizit bis 2020 schrittweise auf etwa 30% senken. Weitere Wasserkraftprojekte, der Bau einer grenzüberschreitenden Eisenbahninfrastruktur sowie eine starke Entwicklung von Immobiliensektor und Tourismus dürften sich in den kommenden Jahren als Wachstumsmotoren erweisen und die unter Umständen dauerhaft niedrigeren Kupferpreise ausgleichen.

Laos zählt zu den ärmsten und am wenigsten entwickelten Staaten Südostasiens. Die Regierung versucht, die laotische Bevölkerung stärker in der Industrie zu beschäftigen, da ein Großteil der Menschen in der Subsistenzlandwirtschaft tätig ist. Das schwierige globale Umfeld zwingt die Regierung zudem, ihre Politik der Haushaltskonsolidierung zu lockern. Die derzeitige Lage erfordert weitere Fortschritte bei der Entwicklung der Energie- und Transportinfrastruktur sowie die Umsetzung wichtiger Strukturreformen zur dauerhaften Gewährleistung des Wachstums und zur Reduzierung der Armut. Vor diesem Hintergrund dürfte das chronische Haushaltsdefizit in diesem Jahr auf 4% des BIP anwachsen.

In der Folge wird die Staatsverschuldung bis 2020 schrittweise auf ein geschätztes Niveau von 70% des BIP steigen (von 60% im Jahr 2013). Die langsame Verschlechterung des schwachen laotischen Staatshaushalts erfolgt in einem Kontext beispiellos niedriger Inflation, die auf niedrigere Lebensmittel- und Kraftstoffpreise sowie die Anbindung des Kip an einen starken US-Dollar zurückzuführen ist.

Die Wirtschaft bleibt nach wie vor hinter der anderer kommunistischer Staaten Asiens wie China und Vietnam zurück, und der Wandel ist noch nicht vollständig vollzogen. Dies spiegelt sich wider in dominierenden Staatsunternehmen, aber auch in hoher Korruption und den typischen Problemen eines Einparteienregimes, wie mangelnder Transparenz, willkürlichen Regeln und einer politisierten Judikative.

Dennoch hat Laos seit Mitte der 80er Jahre im Rahmen der wirtschaftlichen Integration der ASEAN-Staaten Fortschritte bei der Umsetzung von Reformen erzielt, die dem Land 2013 den Beitritt zur WTO ermöglichten. Es wird erwartet, dass eine fortschreitende Integration inländische Unternehmen auf eine stärkere Konkurrenz innerhalb der neu gegründeten Asean Economic Community vorbereiten wird. Der Finanzsektor weist eine graduelle Entwicklung auf, und der Zugang zu Kapitalmärkten erweitert sich langsam. Der staatlich dominierte Bankensektor sieht sich dennoch mit einer steigenden Zahl notleidender Kredite im Infrastrukturbereich konfrontiert, nachdem die Kreditvergabe jahrelang stark gewachsen, inzwischen allerdings auf eine Jahresrate von ca. 20% zurückgegangen ist. Er bedarf daher gründlicher Überwachung.

Auslandsverschuldung belastet

Als deutliche Schwäche ist zu verzeichnen, dass Laos zur Finanzierung seiner Entwicklung von Auslandskrediten abhängig ist, in zunehmendem Maße aus einzelnen Quellen wie z. B. China. Gleichwohl dürfte die Schuldenlastquote (Auslandsverschuldung im Verhältnis zu den Exporteinnahmen), die derzeit über 190% liegt, in den Jahren nach 2020 sukzessive auf weniger als 150% reduziert werden. Ein Großteil der staatlichen Auslandsschulden, die über die Hälfte der gesamten Auslandsverschuldung ausmachen, steht mit Investitionen in Wasserkraft in Verbindung. Folglich werden diese Beträge nach Beendigung der Projekte bis zu einem gewissen Grad durch Energieeinnahmen zurückgezahlt.

Auch das Nichtzahlungsrisiko im Zusammenhang mit einer auf Fremdwährung lautenden Staatsverschuldung wird durch ausgesprochen günstige Finanzierungskonditionen und einen stabilen Wechselkurs eingedämmt. Die externe Liquidität des Landes verbessert sich langsam: Die Währungsreserven befinden sich, absolut gesehen, auf Rekordniveau und decken damit in den kommenden Jahren den Schuldendienst ab. Obwohl sie seit 2012 aufgrund der erhöhten investitionsbedingten Einfuhren weniger als sechs Wochenimporte abdecken, wird das Risiko externen Drucks vom hohen Dollarisierungsgrad der Wirtschaft sowie von kräftigen Zuflüssen ausländischer Direkt-investitionen eingedämmt. Daher stuft die Credendo Group Laos hinsichtlich des kurzfristigen politischen Risikos in Kategorie 6 von 7 ein.

Die anhaltende politische Stabilität unter der Herrschaft der kommunistischen Einheitspartei LPRP kommt Laos sehr zugute. Da es keinerlei organisierte Opposition gibt, sind politische Proteste trotz des repressiven und intransparenten Regimes der alles dominierenden LPRP eine Seltenheit. Die größten Risiken für die politische Zukunft stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit den Folgen des graduellen Wandels der laotischen Wirtschaft von einem landwirtschaftlich geprägten hin zu einem industriebasierten Modell. So nehmen soziale Unruhen und Umweltprobleme zu, und trotz der bisher recht erfolgreichen Anstrengungen bei der Armutsbekämpfung verschärft sich auch die Ungleichheit. Diese Risiken sind jedoch beherrschbar und stellen keine größere Gefährdung für die Legitimität der LPRP dar.

Die stabile innenpolitische Situation geht einher mit den guten Beziehungen zu den Nachbarstaaten, insbesondere zum traditionellen Partner und größten Investor China. Da die enorme Dominanz Chinas zunehmend antichinesische Stimmungen und soziale Spannungen unter der laotischen Bevölkerung schürt, beabsichtigt die neue politische Führung, den Schwerpunkt der Wirtschafts- und Außenpolitik leicht zu verlagern. Trotzdem dürfte China weiterhin bedeutender Einfluss zukommen, da es beträchtliche Investitionen in Wasserkraft, Bergbau und Transport tätigt und als zuverlässiger Geldgeber auftritt.

Weitere Länderberichte und aktuelle ­Risikobewertungen von Credimundi finden Sie unter http://riskreporter.credendogroup.com/de/2016/08/hydropower-china-and-political-stability-contribute-to-economic-resilience/.

Kontakt: c.witte@credendogroup.com

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